Man lernt nie aus

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Bild: AdobeStock.com, kreus

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philíppus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskáriot, der ihn ausgeliefert hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel! Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

Matthäus 9,36-10,8

 

Beim Lesen dieses Evangeliums sticht mir die massiv maskuline Aufzählung der zwölf Apostel ins Auge. Mit deren Auswahl und Sendung durch Jesus begründen immer noch viele, weshalb es die Priesterweihe nur für Männer geben könne. Doch Mitleid mit den Erschöpften, Orientierung und heilende Zuwendung – das alles ist gewiss nicht mehr Männer- als Frauensache …

Dann bleibe ich hängen an Jesu Weisung, nur ja nicht zu den Heiden zu gehen: Wenn sich die ersten Christen daran gehalten hätten, wären wir heute keine Christen! Dass Paulus und Co. das Evangelium in die Welt trugen, war wohl Gottes Wille – wie passt das zum Willen Jesu?

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Nach Matthäus hat Jesus sein Sendungsbewusstsein durch Erfahrungen weiterentwickelt. So verweigert er einer heidnischen Frau zunächst die erbetene Hilfe, weil er sich eben „zu den verlorenen Schafen Israels“ gesandt fühlt; doch in der Begegnung mit ihr und ihrem Glauben lässt er sich eines Besseren belehren und heilt ihre Tochter (vgl. Matthäus 15, 21-28). Auch Jesus lernt dazu.

Die von Jesus hier genannten Aufgaben und seine Veränderungsbereitschaft machen mir deutlich: Es ist Vorsicht geboten, wenn wir aus seinen damaligen Worten und Gesten Schlüsse auf (heutige) kirchliche Strukturen ziehen, etwa bei der Weihefrage …

 

Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenenklinik