Paramente
Kleider machen Leute – ein Sprichwort, welches sich auch auf die sogenannten Paramente übertragen lässt. Das Wort Parament leitet sich von dem lateinischen „parareab“, was in Deutsch übersetzt „bereiten“ heißt. Heutzutage wird das Wort Parament als Sammelbegriff für Gewänder und Textilien verwendet, welche im kirchlichen Raum benutzt werden.
Die Vielfalt an fremdartigen Begriffen, die einem in Zusammenhang mit liturgischen Gewändern (→ siehe Liturgie) und Textilien immer wieder begegnen, können manchmal etwas verwirrend sein und der folgende Beitrag soll helfen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und die wichtigsten Paramente und ihre Funktion erklären.
Anhand dieser vielfältigen Kleidungsstücke lässt sich meist der Rang des Geistlichen erkennen. Ihren Ursprung haben fast alle liturgischen Gewänder der katholischen Kirche in der Kleidung der römischen Antike.
Weitere Infos
- Im Kunst- und Kirchenlexikon des Diözesanmuseums erklären Mitarbeiter*innen weitere Fachbegriffe und vermitteln Hintergrundwissen, um kirchliche Kunstschätze besser kennenzulernen.
Die sogenannten Albe (von lat. albus, dt. weiß) ging aus der antiken Tunika hervor und ist ein langes, weißes Untergewand, welches von Diakonen und Priestern getragen wird. Mit Hilfe eines Gürtels, dem Cingulum (von lat. Cingulum, dt. Gürtel), wird das Untergewand um die Taille zusammengefasst. Über der Albe tragen Diakone und Priester meistens eine Stola, wobei Priester sich diese über beide Schultern legen und Diakone sie diagonal tragen. Die Stola ist das typische Amtszeichen eines geweihten Geistlichen und wird immer zur Spende der Sakramente (siehe Sakramente) umgelegt.
Das Obergewand, welches während des Gottesdienstes vom Priester getragen wird, ist eine Kasel (von lat. Casula, dt. Häuschen). Eine Kasel ist ein ärmelloses Gewand, dessen Schnitt sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert hat. Bis ins 13. Jahrhundert wurden sogenannte Glockenkaseln verwendet, ein ärmelloses Gewand, welches den ganzen Körper bedeckte. Ein beeindruckendes Beispiel für eine Glockenkasel aus dem 11. Jahrhundert befindet sich im Diözesanmuseum Osnabrück: Die sogenannte „Benno-Kasel“ wurde aus dunkelblauer Seide gefertigt und ist nach ihrem berühmten Träger Bischof Benno II. benannt.
Da die Armbewegung durch die bodenlange, glockenartige Form sehr eingeschränkt war, wurden im Laufe des 13. Jahrhunderts die Seiten des Gewandes gekürzt, um mehr Bewegungsfreiraum zu ermöglichen. Der Schnitt der Kasel veränderte sich bis ins 20. Jahrhundert immer wieder. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) setzte sich die Kasel-Form des 13./14. Jahrhundert wieder durch.
Auch Diakone tragen während der Messe ein für sie typisches Gewand, die Dalmatik (von lat. dalmaticus, dt. dalmat(in)isch). Eine Dalmatik hat die Form einer Tunika mit weit geschnittenen Ärmeln.
Die Messkleidung von Ministranten ist meistens zweiteilig und besteht aus dem sog. Talar (von Talus, dt. Fußknöchel) einer langen roten oder schwarzen Tunika. Darüber wird das Rochett (althochdeutsch – roccus, dt. Rock), ein bis zu den Knien reichendes Obergewand, getragen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, an dem sich der Weihegrad eines Geistlichen erkennen lässt, sind die Kopfbedeckungen. Sicherlich hat fast jeder schon einmal eine Mitra gesehen, der spitz zulaufende Bischofshut. Eine weitere Kopfbedeckung von Geistlichen ist das Birett, ein vierkantiger Hut. Die Farbe des Biretts gibt zudem Auskunft über den Rang des Träger. Ein rotes Birett wird nur von Kardinälen getragen, ein Violettes von Bischöfen und ein Schwarzes von den übrigen Geistlichen. Farben spielen aber nicht nur bei den Kopfbedeckungen eine wichtige Rolle.
Für viele Anlässe und Feiertage während des Kirchenjahres gibt es ein farbig passendes Gewand. Dabei hat jede Farbe eine bestimmte Bedeutung. Weiß steht in der katholischen Kirche für das Licht, die Freude und Reinheit. Weiße Gewänder werden vorwiegend während der Weihnachts- und Osterzeit getragen.
Die Farbe Rot symbolisiert Feuer, die Liebe und den Hl. Geist. Bei kirchlichen Festen, bei denen der Hl.Geist im Mittelpunkt steht, wie Pfingsten oder Firmungen, tragen die Priester dementsprechend ein rotes Gewand. An normalen Sonntagen und Werktagen sind grüne Messgewänder üblich.
Grün steht für die Hoffnung und das Leben. Während der Advents- und Fastenzeit dominiert die Farbe Violett, welche für Besinnung, Umkehr und Buße steht. Rosa, kann als Farbe der Vorfreude, ebenso in der Advents- und Fastenzeit verwendet werden z.B. am vierten Fastensonntag Laetare und am dritten Adventssonntag Gaudete.
Da Maria, die Mutter Gottes, in der Kunst vorwiegend mit einem blauen Gewand dargestellt wurde, können blaue Gewänder an Marienfesten getragen werden. Die Farbe schwarz, als Zeichen der Trauer, wird von Geistlichen oft bei der Liturgie für Verstorbene gewählt.
Zu den Paramenten zählen auch Textilien, welche für die Aufbewahrung und Reinigung des Messgeschirres verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel das Kelchvelum (von lat. Velum, dt. Segel, Tuch), ein Tuch mit dem der Messkelch verhüllt wird oder die Palla (lat. palla, dt.mantelartig überschlagendes Tuch), eine quadratische Bedeckung für den Kelch. Unter dem Kelch und der Hostienschale liegt während der Eucharistiefeier das Korporale (von lat. corpus, dt. Körper, Leib). Nach dem Gebrauch wird das Korporale auf eine festgelegte Art gefaltet und in der sog. Bursa (lat. bursa, dt. Tasche) aufbewahrt, einer kleinen quadratischen Tasche. Für die Reinigung des Kelches nach der Eucharistiefeier wird ein Kelchtuch benutzt, das sog. Purifikatorium (von lat. purificare, dt. reinigen).
Obwohl sich die Form und Gestalt von Paramenten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt haben, hat sich die Nutzung von liturgischen Textilien kaum verändert. Die Paramente sind auch heute ein wesentlicher Teil des Gottesdienstes und des religiösen Lebens.
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