Sexualität als Geschenk
Klar hat der Kabarettist Bodo Wartke recht, wenn er sagt – oder besser singt – es ist viel schöner über Sex zu schweigen und ihn gemeinsam zu genießen, als dass man zu blöden, schrägen, verlegenen, kindischen, obszöne oder technokratische Worte greift. Kann man nachhören in „Fehlende Worte“, dem Opener zu unserer Veranstaltung „Über Sex muss man reden!“.
Aber dabei ging‘s ja auch nicht um zwei Menschen, die liebevoll und nah im Kornfeld oder dem heimischen Bett liegen, sondern um die Frage, was die katholische Kirche eigentlich Hilfreiches, Schönes, Kritisches oder Orientierendes zu diesem Thema zu sagen hat. Und ob sie das überhaupt sollte? Ist da nicht viel zu viel verbrannte Erde?
Erstaunlich, wieviel Positives gestern zu diesem Thema aufzufinden war: Der Blick in die Humanwissenschaft, die sehr gelassen sagt, das Wichtigste am Sex ist die Bindung, die er schaffen kann: das Gefühl, nicht austauschbar zu sein. Großartiger Satz, der eigentlich in unser Repertoire gehört! Oder die Moraltheologie, die den Eigenwert von Sexualität stark macht und Orientierung bieten will, ohne die Sprache der Verbote zu bedienen. Die überlegt, was Sinn macht und gelingendes Leben ermöglicht. Oder die Beziehungspastoral, die sich wünscht, dass das Thema im kirchlichen Kontext nicht mehr so anstrengt, sondern unsere Grundbotschaft transportiert: „Du bist willkommen, so wie du bist!“ Und schließlich die Sexualpädagogik, die an einfachen Beispielen zeigt, wie das Thema besprechbar wird.
Über die Autorin
Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.
Eigentlich geht’s um die Frage, was ein liebender Gott mit unseren besten Momenten und unseren Erfahrungen von Liebe zu tun haben könnte. Da sollten wir auf keinen Fall verstummen, sondern unsere ganze Fantasie einsetzen. Wie sagte Bischof Bode so schön: Wie Menschen Beziehungen leben, so gestalten sie auch ihren Glauben – mit der Erfahrung, geliebt, beschenkt, angezogen, entzückt zu sein.
O ja, da gibt es eine ganze Menge Baustellen in dieser Sache, keine Frage! Kirche und Sex – ist fast immer schwierig. Verantwortlicher Umgang ist das Schlüsselthema. Die Würde des oder der anderen achten, behutsam mit sich selbst und dem geliebten Du zu sein. Denn dann blitzt eben auch auf: Was Gott seinen Menschen da für ein großartiges Geschenk gemacht hat!
Ich denke ein zentrales Problem von Kirche ist, dass das positive, was sie über Sexualität sagt oft von den Formulierungen so schwierig gestrickt ist, das es für die meisten Menschen kaum greifbar wird. Hingegen sind die sicher sehr schwierigen Seiten der Kirchlichen Sexualmoral griffig formuliert und für jeden verständlich (vorallem die Verbote). Dies erweckt oft das Gefühl da redet ein Fisch vom fliegen. Wir müssen eine Sprache finden die lebensnaher ist aber natürlich auch die Positionen lebensnaher gestalten.