Unkomplizierte Güte

Mädchen hilft Jungen
Bild: unsplash.com, Annie Spratt

Eines Tages ging Elischa nach Schunem. Dort lebte eine vornehme Frau, die ihn dringend bat, bei ihr zu essen. Seither kehrte er zum Essen bei ihr ein, so oft er vorbeikam. Sie aber sagte zu ihrem Mann: Ich weiß, dass dieser Mann, der ständig bei uns vorbeikommt, ein heiliger Gottesmann ist. Wir wollen ein kleines, gemauertes Obergemach herrichten und dort ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und einen Leuchter für ihn bereitstellen. Wenn er dann zu uns kommt, kann er sich dorthin zurückziehen. Als Elischa eines Tages wieder hinkam, ging er in das Obergemach, um dort zu schlafen.

2. Könige 4, 8-11

 

Es gibt immer wieder Leute, die einfach gut sind. Oft sind es ganz einfache Leute, die eine Not sehen und helfen, ohne groß zu fragen, ob sie für die Hilfe etwas bekommen oder was sie für die Hilfe aufzuwenden haben. Von einer Frau dieser Art berichtet die Lesung aus dem 2. Buch der Könige.

Sie ist eine Frau mit einem praktischen Sinn, eine Frau, die einem Gottesmann das, was er ihr möglicherweise mit guten Predigten gibt, zurückgeben und vergelten will. Sie macht es mit dem, was sie hat und zur Verfügung stellen kann: mit einem Mahlzeitenangebot und schließlich mit einem kleinen Zimmer, das der Gottesmann auf seiner wiederholten Durchreise benutzen kann. Diese Art bekundet Gastfreiheit und -freundschaft, kommt aus einem offenen Herzen, verleiht offene Augen und gibt die Kraft, die Tür des Hauses für einen fremden Menschen zu öffnen.

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Der Gottesmann schämt sich nicht, das Angebot anzunehmen. Er wehrt es nicht in falsch verstandener Bescheidenheit ab, etwa mit dem Hinweis: „Ach nein, das ist nicht nötig, ich komme auch so durch!“ oder: „Lieber nicht, was sollen denn die Leute denken!“

Elischa lässt sich einladen und gibt damit der Frau Gelegenheit, dass ihre Aufmerksamkeit, ihre Umsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, also ihre Gastfreundschaft zum Zuge kommen kann.

Eine Aufgabe für jede und jeden von uns: anderen, die gerne auf ihre Art mithelfen wollen, die Gelegenheit dazu zu geben. Manchmal ist es schwerer, sich etwas schenken zu lassen, als selber immer in der Rolle des Gebenden, des Schenkenden zu sein.

 

Pater Franz Richardt