Von Jesus und anderen Superhelden

Kleiner Superheld
Bild: AdobeStock.com, Jess Rodriguez

Schwestern und Brüder! Da wir nun einen erhabenen Hohepriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, lasst uns an dem Bekenntnis festhalten. Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!

Hebräerbrief 4,14-16

 

Ein Thron im Himmel.

Einen Hohepriester, der die Himmel durchschreitet.

Finden Sie solche Bilder, die uns in diesem Abschnitt aus dem sogenannten „Hebräerbrief“ begegnen, auch ziemlich fremd? Bei mir haben sie zuerst das Bild von Superman wachgerufen. Ein Superheld, der fliegen kann, und die Grenze unsere Menschheit überschreiten kann, um seine gute Taten zu vollenden. Superman ist im Alltag ein normaler Mensch, der Journalist Clark Kent. Kann man Jesus mit ihm tatsächlich vergleichen?

Beschäftigen wir uns eingehender mit diesem Abschnitt aus dem Hebräerbrief: Im Zentrum stehen nicht die Eigenschaften, die Jesus von uns unterscheiden, z.B. sein göttlicher Ursprung, sondern die besondere Art und Weise, wie er die ihm zugeschriebene Rolle als Hohepriester gefüllt und gelebt hat. Der Priester im jüdischen Verständnis von damals war der Vermittler zwischen Volk und Gott. Durch sein Wirken im Tempel – besonders mit der kultischen Opferbringung – ermöglichte er eine Art von Beziehung zwischen den Menschen und Gott.

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Der Fokus wird auf eine spezifische Fähigkeit von Jesus als Hohepriester festgelegt – sein Mitgefühl. Dank seiner menschlichen Erfahrung, seines Wegs durch alle Höhen und Tiefen unseres Lebens auf Erden dürfen wir alle Ängste und Befürchtungen loslassen und die Gnade Gottes, seine Liebe, empfangen. Was für Versuchungen musste Jesus überstehen?

Die grundsätzliche hat mit dem Vertrauen in Gott zu tun und dementsprechend mit unserem Gottesbild. Jesus als „Hohepriester“ hat keine kultischen Opfer mitgebracht, sondern sich selber. Sein ganzes Leben hat er vertrauensvoll in die Hände Gottes legen können, weil er wusste, dass Gott ihm sein Leben zurückgeben würde. Durch sein konkretes Zeugnis sind wir auch eingeladen, in vollem Vertrauen in Gott zu leben.

Es möge Gott uns immer wieder Mitmenschen schenken, die uns durch ihr Mitgefühl immer wieder das wahre Bild Gottes zeigen und uns selber diese vertrauensvolle Erfahrung schenken, damit wir selbst für andere „Vermittler mit Mitgefühl“ werden können. Wir sind keine Zuschauer, haben nicht auf einen Superman zu warten: Durch das Mitgefühl sind wir mittendrin.

Roberto Piani