Was kann ich tun?

Schwestern und Brüder! Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
2 Korinther 5, 17-21
Von den aktuellen Bibeltexten hat mich besonders die neutestamentliche Lesung angesprochen. Es geht um Versöhnung. Darum, dass durch Jesus Gott wieder mit den Menschen versöhnt ist. Das ist theologisch hochspannend, aber was mich persönlich sehr angesprochen hat, ist das Ende von Vers 18: „ … und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat“. Ja, klar, das kennt man ja. Versöhnung, Feindesliebe, … Natürlich versuche ich, das in meinem persönlichen Umfeld zu leben. Aber heute denke ich direkt an den Krieg in der Ukraine. Ich frage mich, was ich dagegen unternehmen kann? Es kann doch nicht sein, dass ich mich als „Gesandte an Christi statt“ nur auf mein direktes Umfeld beschränke. Aber wenn es um den Krieg in der Ukraine geht; was kann ich da schon ausrichten?
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In meiner Lieblingsserie „M*A*S*H“, die im Koreakrieg spielt, fährt der Hauptprotagonist und Feldlazarettarzt in einer Folge direkt zu den Friedenverhandlungen und sagt den Beteiligten ganz klar: „Ihr wisst doch, was ihr tun müsst, also tut es. Die Menschen da draußen sterben zu tausenden – unterbindet das!“ Aber im realen Leben geht das nicht. Ich würde gerne mit Putin und Selenskyj sprechen, fragen, wo genau denn nun das Problem liegt und wie man es gut und friedlich lösen könnte, aber das wird nicht passieren.
Dann habe ich einen erklärten Pazifisten gefragt, was ich tun kann, damit der Krieg in der Ukraine endet. Seine Antwort: Ich direkt vermutlich nichts. Was helfen könnte, wären Gemeinwesen, die es ablehnen, Menschen mit Tötungsbefehlen in Kriege zu schicken; Gemeinwesen, die sich aus Machtkämpfen um Vorherrschaften zurückziehen; Gemeinwesen, die Friedenspolitik machen. Ein gutes Ziel, aber das dauert für die Beteiligten im Ukrainekrieg sicher zu lange.
Dann habe ich einen Politiker gefragt, was ich tun kann, damit der Ukrainekrieg endet. Eine ähnliche Antwort: Ich direkt eher nichts. Aber wenn die europäischen Staaten sich zusammen täten und gemeinsam klare Position für den Frieden beziehen würden, könnte das etwas bewirken. Auch das dauert aber zu lange.
Dann hab ich ChatGPT gefragt, was ich persönlich gegen den Ukrainekrieg unternehmen könnte. Da gab es interessanterweise konkrete Vorschläge: Aufklärung und Bewusstsein schaffen, an Hilfsorganisationen spenden, mich für Friedensinitiativen einsetzen und so letztlich auch politischen Druck ausüben und persönliche Haltung und Empathie zeigen.
Ich wünschte, ich könnte mehr und direkter etwas tun. Dass ich eigentlich weiß, dass ich nichts tun kann, und dass ich deshalb kaum etwas versuche, nervt mich selbst. Ein Spruch sagt: „Alle sagen, das geht nicht. Dann kam einer daher, der wusste das nicht und der hat’s einfach gemacht.“ Das würde ich mir wünschen, und somit ein „spontanes“ Happy End. Hat irgendjemand eine Idee?
Bis dahin werde ich versuchen, wieder achtsamer mit dem Krieg umzugehen; ihn nicht aus meinem Alltag weg zu ignorieren. Und ich werde meine Gedanken und Wünsche im (Friedens-)Gebet vor Gott bringen. Vielleicht werde ich einige Ideen von ChatGPT umsetzen, öfter mit Politikern und Pazifisten ins Gespräch kommen, neue Gedanken und Ideen entwickeln. Und ich werde mich überhaupt viel öfter fragen: „Was kann ich konkret tun?“.
Eva Schumacher