Wege in die Zukunft
Gerade befasse ich mich mit einem Ereignis von vor 100 Jahren, das mich erstaunen lässt. Es ist der 1. Emsländische Katholikentag vom 11. bis 13. Juni 1921 in Meppen. Unmittelbar nach der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, dem Ersten Weltkrieg, wagte der damals noch junge Bischof Wilhelm Berning, der selbst aus dem Emsland stammte, ein großes Fest des Glaubens mit Tausenden Teilnehmern und namhaften Referentinnen und Referenten aus der ganzen Republik. Er wollte die Katholiken den großen Herausforderungen der Zeit gewachsener machen. „Wild umbranden Zeitenwogen das Schifflein Petri. Nur offenes und entschiedenes Eintreten für unsere christliche Überzeugung kann uns festen Halt geben in schwerer Zeit und Bürgschaft geben für eine bessere Zukunft“, so hieß es in einem Aufruf.
Es ging wahrlich nicht nur um binnenkirchliche Themen. Es ging um Schulpolitik, die Absage an den Klassenkampf, das Verhältnis zur katholischen Minderheit in Deutschland (Diaspora), die Rolle der Familie, das Festhalten in Treue zum Glauben und die Ablehnung kirchenfeindlicher Tendenzen. Das zeigt, wie sehr der Glaube und die katholische Kirche sich absetzten von der ,bösen Welt‘, in der die vielfältigen Stimmen die heilige Kirche umbrausten. Gesellschaft und Kirche mussten sich in den verworrenen und verwirrenden 20er Jahren neu finden. Man stellte sich dem auf seine Weise. Das große Ereignis von Gottesdiensten, Begegnungen, Reden und Kundgebungen stärkte zweifellos den Einzelnen in der Auseinandersetzung mit der Zeit, als viele noch nicht ahnten, welch großes Unheil gut zehn Jahre später über Deutschland und dann über die Welt hereinbrechen würde.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Was mich erstaunt an diesem Vorgang, ist die Entschlossenheit, sich der Öffentlichkeit, der ,Welt‘ zu stellen und politisches Leben mitzugestalten. Es war kein Katholizismus, der sich ängstlich versteckte, sondern mutig auftrat und voller Hoffnung.
Die Zeiten sind heute mehr als erheblich anders, und doch bleibt die Aufgabe, voller Mut und Hoffnung dem ,toten Punkt‘ zu wehren, an den sich die Kirche und in Teilen auch die Gesellschaft manövriert haben. Der Synodale Weg hat äußerlich nicht viel gemein mit dem Katholikentag in Meppen 1921, aber er will sich dem Heute ebenso stellen.
Ob uns geeignete Antworten auf die Lebensfragen der Menschen und der Gesellschaft, den Fragen der digitalen und zum Dorf gewordenen Welt gelingen, in der die Schöpfung und ihre Menschheitsfamilie zutiefst bedroht sind? Ich hoffe, dass unser Synodaler Weg vor Ort und der vom Papst neu Ausgerufene weltweit Wege in die Zukunft bereiten.
Im Stadtmuseum Meppen (An der Koppelschleuse 19a) wird morgen die Ausstellung: „Wie ein Fels im Meer“ zum 1. Emsländischen Katholikentag eröffnet. Sie wird bis zum 11. Juli gezeigt . Es sind dabei u.a. Exponate aus dem Pfarrarchiv Meppen und dem Bistumsarchiv zu sehen. Vor allem die für diese Zeit herausragende Bilddokumentation lohnt den Besuch.
Info: http://www.stadtmuseum-meppen.de