Weißt du, wieviel Sternlein stehen?

Die Sternenbilder der Antike
Bild: Diözesanmuseum Osnabrück

Seit Beginn der Menschheitsgeschichte beobachten die Bewohner der Erde die Sterne. Die frühesten bekannten Aufzeichnungen finden sich in den Höhlen von Lasceaux (ca. 17 000 vor Christus), bis heute werden weit entfernte Sternensysteme entdeckt, zuletzt 2013. Von Mesopotamien und dem alten Ägypten bis Persien, China und Indien – die Astronomie war und ist ein Herzstück der Wissenschaft. Davon zeugt auch eine Handschrift, die als Kopie in der aktuellen Ausstellung im Diözesanmuseum ausliegt.

Im dritten Jahrhundert vor Christus verfasste der griechische Gelehrte Aratos von Soloi sein Lehrgedicht über die Sternenkunde. Phainomena („Himmelserscheinungen“), so der Titel, beschreibt in 1154 Versen das Firmament, die Sternbilder, Himmelskreise und die Milchstraße und unterscheidet Fix- und Wandelsterne. Er orientiert sich dabei an der Lehre des Eudoxos von Knidos. Aratos selbst verstand nicht viel von Astronomie, wusste aber das komplizierte Thema in schöne– und verständliche – Worte zu verpacken und blieb damit über seine Zeit hinaus populär. Mehrere lateinische Übersetzungen kamen im Umlauf. Eine davon, die von Claudius Germanicus, war schließlich um das Jahr 1000 die Vorlage für eine einmalige Abschrift: die Sternenbilder der Antike.

Die Sternenbilder der AntikeWahrscheinlich entstand die Handschrift im Kloster Fleury im Loire-Tal. Hier war der Heilige Odo im späten zehnten Jahrhundert nicht nur Abt, sondern auch Gründer der Klosterschule, die bis ins 18. Jahrhundert bestehen sollte. Die Schule war um die Jahrtausendwende ein bedeutendes Zentrum, dass Mönche und Theologen aus ganz Europa anzog. Besonders bekannt war es für seine Studien zur Astronomie und seine beeindruckende Bibliothek, die möglicherweise auch Aufbewahrungsort der Sternenbilder der Antike war.

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Fest steht, die Buchmaler bauten jede Seite der Handschrift nach einem Schema auf. Nach einer Passage aus der Phainomena und einem Kommentar folgt eine grün, orange-rot oder braun lavierte Federzeichnung des jeweiligen Sternbildes. Dabei bemühten sie sich um einen Spannungsbogen und um einen Erzählcharakter ihrer Bilder: das Löwenfell, das sich der kämpfende Herkules um seinen Arm gebunden hat, bekommt etwa ein Gesicht und wird damit von der Requisite zum Komparsen. Dem Text vorweg gehen eine Reihe von Himmelskarten, die zeigen, dass die Mönche die Astronomie als exakte Wissenschaft sehr ernst nahmen. Das Manuskript befindet sich heute in der Nationalbibliothek von Wales.

Die Sternenbilder der AntikeDass sich christlicher Glaube und astronomisches Wissen im Mittelalter nicht widersprachen, zeigt auch ein Balken aus der ehemaligen Klosterkirche in Bad Iburg, der Anfang des 13. Jahrhunderts entstand und sich heute in der Dauerausstellung des Diözesanmuseums befindet. Er zeigt sieben der 12 Sternzeichen. Wozu der Balken ursprünglich diente, ist nicht ganz geklärt. Offensichtlich ist aber: in die Sterne geschaut haben die Benediktiner aus Iburg scheinbar genauso gern wie ihre französischen Mitbrüder 200 Jahre zuvor.

 

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