Wem laufen wir nach?
Wem laufen wir nach? Wenn ich in Osnabrück an der Hase entlanggehe, laufen mir immer wieder Ratten über den Weg. Nicht selten denke ich dann an den Rattenfänger von Hameln. Im Jahr 1284 versprach ein Mann, gegen ein gewisses Geld die Stadt Hameln von allen Mäusen und Ratten zu befreien. Als die Bürger sich von ihrer Plage befreit sahen, verweigerten sie dem Mann den vereinbarten Lohn, so dass er zornig und erbittert wegging.
Er kehrte zurück und rächte sich. Seiner Pfeife folgten diesmal nicht Ratten und Mäuse, sondern Kinder, Jungen und Mädchen an in großer Zahl. Er führte sie, immer spielend, zum Tor hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. 130 Kinder waren verloren. – Es gibt sie, die Verführer, die aus Bosheit oder Verbitterung verlockende Melodien spielen und am Ende in den Abgrund, in den Tod führen.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Es gibt die Frauen und Männer mit den einfachen Lösungen oder Antworten, in der Gesellschaft und in der Kirche. Sie sind sehr aktiv. Was wir dagegen brauchen, ist die mündige Unterscheidungsfähigkeit. Bei der Unterscheidung der Geister geht es um die Frage, welche Sehnsucht oder Sucht motiviert uns? Was löst bei uns Zufriedenheit, was einen Kater aus? Wovor habe ich Angst? Was treibt mich an?
In der Kirche gibt es viele Chancen, Berufungen und Ehrenämter. Alle Ämter und Gnadengaben sind auf die Ehre Gottes und den Aufbau der Gemeinde hin geordnet. In diesen Dienstleistungen und verschiedenen Formen des Ehrenamts geben wir unserem Glauben Gestalt. Diese Dienste geben der Kirche in unserer Zeit Struktur und Profil. Der Alltag unserer Gemeinden würde ohne diese Dienste erlahmen. Die vielfältigen Dienste und Begabungen fordern uns zur Unterscheidung der Geister heraus. Zugleich sind eine kostbare und wertvolle Lebensäußerung des Heiligen Geist an die Kirche in unseren Tagen. Dafür sollten wir dankbar sein.