Wie der Glaube Früchte trägt

Trauben
Bild: unsplash.com, Ross Stone

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Johannes 15,1-8

Puh, dieser Bibeltext stresst mich …

Da steht, ich bin eine Rebe am Weinstock Jesus. So weit, so gut. Mit dem Bild kann ich was anfangen: Mein Glaube prägt mein Leben. Ich hab eine Dauerverbindung zu Gott, weiß, dass Gott immer in meiner Nähe und bei mir ist, dass ich nie allein unterwegs bin. Das ist ein sehr schöner Gedanke.
Dass mein Glaube auch Erwartungen an mich hat, ist mir auch klar: Wenn ich als Christin lebe, muss ich entsprechend auch gewisse Entscheidungen treffen und danach handeln. Wie? Das hat uns Jesus vorgelebt.

Jetzt steht da aber etwas von Früchten, die ich hervorbringen muss – und da wird’s für mich schwierig: Was sind das für Früchte? Soll ich andere Menschen zu gläubigen Christen machen? Das ist schon eine heftige Herausforderung! Oder geht es „nur“ darum, vom Glauben zu erzählen, und ihn so auf verschiedene Art an andere weiterzugeben? Das ist für mich im kirchlichen Dienst tägliches Brot, aber für andere wahrscheinlich schon eine größere Hürde …

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Noch heftiger finde ich die Drohung, dass wenn ich das nicht schaffe, die Reben weggeworfen werden, man lässt sie verdorren und sie werden ins Feuer geworfen und verbrannt! Dieses Leistungsdenken ist mir gerade in Sachen Glaube und Religion fremd. Außerdem: Wo ist denn hier die Botschaft des barmherzigen Vaters?

Gott liebt mich doch so, wie ich bin. Das Gleichnis vom barmherzigen Vater zeigt eigentlich, dass ich sogar den größten Mist bauen kann, aber wenn ich bereue, wird Gott mich mit offenen Armen empfangen. Wie kann er mir gleichzeitig drohen, mich abzuschneiden, verdorren zu lassen und zu verbrennen, wenn ich keine Früchte trage oder den Kontakt verliere? Ich sag ja, das stresst mich.

Und nun?
Naja, der Glaube will mich ja grundsätzlich immer wieder auch herausfordern. Vielleicht so auch dieses Evangelium, und es hat mich allemal zum Nachdenken gebracht. Besonders zwei Gedanken trösten mich:

Zum einen hänge ich kleine Rebe ja am großen Weinstock Jesus. Ich muss also gar nicht alles allein meistern und liefern, sondern bekomme Halt und Unterstützung.
Zum anderen ist in dem Text doch noch ein klein bisschen Barmherzigkeit versteckt: Es wird nicht über eine konkrete Qualitätsanforderung der Früchte gesprochen: „jede Rebe, die [quasi überhaupt] Frucht bringt, reinigt er [Gott], damit sie mehr Frucht bringt.“

Wenn ich mich wirklich bemühe, meinem Glauben in meinem Leben Platz einzuräumen, wenn ich ihn ernst nehme, wird (mit Gottes Hilfe) schon ein Früchtchen daraus entstehen. Alles weitere darf dann noch weiter wachsen und werden …

Eva Schumacher