Wir brauchen Brückenbauer
Am 4. Oktober ist das Fest des heiligen Franziskus und der Namenstag unseres Papstes. In diesem Jahr denke ich oft an Franziskus und seine franziskanische Bewegung. Kann er uns einen Weg aus der Kriegsmaschinerie in der Ukraine weisen? Die Verhärtungen nehmen zu, und die Verfeindung der Menschen zeigt sich in vielen Reaktionen der vergangenen Wochen. Das bekommt auch Papst Franziskus deutlich zu spüren.
Erinnern wir uns noch an die Karwoche in diesem Jahr in Rom. Eine ukrainische und eine russische Frau tragen am Karfreitag gemeinsam das Kreuz. Kriegstreiber und Opfer können doch nicht gemeinsam das Kreuz tragen, kritisieren so manche. Dann ist die russische Journalistin Darja Dugina durch eine Autobombe umgebracht worden. Papst Franziskus hatte sein Mitleid und Bedauern ausgesprochen. Sofort wurde der Botschafter des Vatikans in der Ukraine einbestellt. Die Frau sei kein unschuldiges Opfer, hieß es.
Ich musste an den heiligen Franziskus denken, als ich von den Reaktionen hörte. Franz von Assisi wollte in den Zeiten der Kreuzzüge die Kreuzritter von einer Schlacht abhalten. Als dieses Vorhaben bekannt wurde, wurde er ausgelacht. Franziskus ließ sich nicht abhalten und besuchte daraufhin den Sultan Al Kami in seinem Heerlager. Er hatte ein bewegendes Gespräch mit ihm.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Der damalige Papst Innozenz III. schwor die Christen auf den Krieg gegen die Sarazenen ein, Franz von Assisi zeigte einen alternativen Weg auf. Er ermutigte seine Brüder, mit den muslimischen Sarazenen in den Dialog zu gehen, mit ihnen das Gespräch zu suchen und ihnen zu dienen. Kirchenhistoriker gehen inzwischen davon aus, dass die franziskanische Bewegung wesentlich zum Ende der Kreuzzüge beigetragen hat.
Heute brauchen wir dringend eine lebendige franziskanische, gewaltfreie Friedensbewegung, die gegen alle Verfeindung, gegen das Setzen auf Waffengewalt den Dialog sucht. Es gibt solche friedensfördernden Dialoginitiativen in den christlichen Kirchen. Auch Papst Franziskus setzt auf Gruppen und Initiativen, die den Weg der Entfeindung und der Gewaltüberwindung praktizieren. Wir brauchen Brückenbauer, um aus dem Teufelskreis der Gewalt herauszukommen.
Sehr gut!