Zum ersten Mal hatte ich jetzt als Inselpastor auf der kleinen Nordseeinsel Baltrum eine Beerdigung: ein Insulaner, 83 Jahre alt. Über Jahrzehnte war er das Gesicht der katholischen Kirche auf Baltrum. Früher zog er mit seinem elektrischen Rollstuhl täglich seine Runden. Dann kam er auch am Pfarrhaus vorbei. Wir tauschten uns über die Ereignisse in der großen und kleinen Politik aus, über Entwicklungen in unserer Kirche und das Miteinander der christlichen Konfessionen.
Über den Autor
Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Für mich war die Beerdigung eine besondere ökumenische Erfahrung. Das Requiem feierten wir in der von dem Verstorbenen so sehr geliebten katholischen Inselkirche. Die kleine Glocke rief bei strömenden Regen zum Gottesdienst. Sie wird von Hand betrieben, was eine echte Seltenheit ist in unserem Bistum.
Nach dem Gottesdienst setzte sich die Trauergemeinde unter dem großen Geläut der großen evangelischen Kirche in Bewegung zum Friedhof in den Dünen. Der Regen hatte sich verzogen. Die Sonne schien. Ein wunderbar österliches Bild. Auch das ökumenische Geläute bei der Beerdigung spiegelte das Leben wider. Im Tod gibt es nur eine Glocke der Auferstehungshoffnung. Sie mag unterschiedlich klingen, verkündet aber stets die eine Botschaft: Wir sind für das Leben bestimmt, nicht für den Tod.