Wo der Glaube lebt

Wo der Glaube lebt
Bild: pixabay.com, Manfred Richter

Mich haben die Bilder des Papstbesuches im Kongo und im Südsudan sehr beeindruckt. Die Menschen kommen zum Papstbesuch, weil sie mit dem Evangelium positive Erfahrungen gemacht haben und weil sie sich vom Papst verstanden fühlen.

Man redet heute zu viel von der Krise und zu wenig von den Chancen der Kirche. Und doch überwiegen im Lauf der Geschichte stets die Chancen, sonst würde die Kirche gar nicht mehr bestehen. Vor fast 50 Jahren hat der Schweizer Missionswissenschaftler Pater Wallbert Bühlmann OFM Cap in seinem Buch „Wo der Glaube lebt“ einen Bericht zur Lage der Weltkirche veröffentlicht. In diesem Buch hat er viele Entwicklungen vorausgesagt. Auch ein halbes Jahrhundert später begeistert es mich immer noch, da ich viele Beschreibungen und Analysen mit den Erfahrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte verbinden kann. Und ich stelle immer wieder fest: „Ja, so ist es oder so war es oder so wird es kommen.“

Ich war in den vergangenen Wochen zur Kur in Indien. Obwohl die Christen dort eine kleine Minderheit sind, prägen sie mit ihren Schulen und Krankenhäusern die indische Gesellschaft auf große Weise. Dabei sind die Christen selbst in den eigenen Einrichtungen in der Minderheit. Aber mit großem Eifer sind sie mit Fachlichkeit und Gottvertrauen für die Menschen da. Sie sehen die Chance dieser geschichtlichen Situation.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Wir können von ihnen lernen. Schon Wallbert Bühlmann sieht die Gefahr, dass Kirche sich in unserem Land vor den Veränderungsnotwendigkeiten durch noch mehr Bürokratie und Planungssicherheiten die Chancen verbaut, die sie hat. In manchen Gremien erstarrt sie und schafft sich bei allen Resolutionen und Beschlüsse selbst ab. Die große Chance der Gegenwart liegt für Wallbert Bühlmann darin, sich von einer reinen Westkirche zu einer Weltkirche zu öffnen.

Das ist mit Konflikten verbunden. Aber darin liegt eine Perspektive, auch in unserer heutigen Situation. Wir sind auf den Dienst der Schwestern und Brüdern der Weltkirche bei uns angewiesen. Wir können von ihnen lernen, und sie lernen von uns. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass bei all den Herausforderungen unserer Zeit das Evangelium mit der ganzen Tradition der Kirche den Menschen in unserer Gesellschaft etwas Unverwechselbares und Einmaliges anzubieten hat. Für mich ist diese Überzeugung Voraussetzung für alle notwendigen Erneuerungen in unserem Land.

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