Die Zeichen der Zeit

Bäume in der Sonne
Bild: pixabay.com, jplenio

Immer wieder bete ich im 3. Hochgebet für besondere Anliegen: „Lass die Gläubigen die Zeichen der Zeit verstehen und sich mit ganzer Kraft für das Evangelium einsetzen.“

In den vergangenen Tagen hat die Kirche an die Lebens- und Glaubenszeugnisse des Jesuiten Petrus Canisius erinnert. Er hat auch in unserem Bistum Spuren hinterlassen. Vor 500 Jahren wurde er geboren. Seine Zeit, das 16. Jahrhundert, zeigt mit seinen gigantischen Umbrüchen Parallelen zu heute. In Wien hat es damals über 30 Jahre keine Priesterweihe gegeben. Bei seinen Predigten in Innsbruck oder Tirol trifft Petrus Canisius mit kleinen Gruppen zusammen, die ihm noch zuhören. Der französische Jesuit Michel de Certeau schreibt: „In einer in Scherben zersprungenen Christenheit machten die Mystiker die Erfahrung eines grundlegenden Abfalls … Die Mystiker lehnen die Ruinen, die sie umgeben, nicht ab. Sie harren dort aus … Nicht etwa weil sie mit dem Niedergange sympathisierten, sondern weil diese heruntergekommenen Orte die tatsächliche Lage des Christentums ihrer Zeit repräsentieren.“ (Michel de Certeau)

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Petrus Canisius und seine Weggefährten hätten sich resignativ zurückziehen können. Gründe gab es dafür ausreichend. Sie hätten auch zu großen Kirchenkritikern werden können, die von außen und mit Abstand auf neue Weise von oben herab be- und verurteilen. Sie zeigen uns einen anderen Weg. Auch sie waren kritische Christen und Priester, aber sie wollten Neuland gestalten. Petrus Canisius, sein Ordensgründer Ignatius, Pater Faber, Franz Xaver und andere befähigen die Christen und Priester zum aufrechten Gang. „Den Seelen helfen“, war das Motto. Den verletzten Kindern und Jugendlichen, den verwundeten Frauen und Männer beistehen.

Es ging nicht nur um Selbstbewusstsein, sondern auch um ein neues Sendungsbewusstsein.

Menschen aufbauen und zu freien, personalen Begegnung mit dem lebendigen Gott begleiten, darin sehe ich auch heute eine Antwort auf die Zeichen der Zeit.

 

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