Alle unter einem Stalldach
In vielen Familien ist das Aufstellen der Krippe ein besonderes Ritual. Doch seit wann gibt es die Weihnachtskrippe überhaupt? Und was haben Ochse und Esel darin verloren?
Den Ursprung der heutigen Weihnachtskrippe vermutet die Volkskunde im tiefen Dunkeln des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts. Als die zurückgekehrten Kreuzritter vom Heiligen Land erzählten, von den Orten, an denen Jesus gelebt hatte, da wuchs in Europa der Drang, das weihnachtliche Geschehen in Betlehem auch bildlich darzustellen. Kein Geringerer als der heilige Franz von Assisi wird als der Urvater der Krippe bezeichnet. Er soll 1223 in Greccio (Umbrien) zum ersten Mal eine Krippe mit lebenden Personen arrangiert haben.
Der Weg in die Wohnstuben
Der – historisch nachvollziehbare – Siegeszug der Weihnachtskrippe beginnt dann in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In der Gegenreformation versuchen die Jesuiten den Menschen wichtige Glaubensinhalte zu vermitteln, sie zu belehren und die katholische Volksfrömmigkeit wiederzubeleben. Mit den gestalteten Weihnachtskrippen wollen sie ihnen die Geburt Jesu vor Augen stellen. Zunächst in Kirchen aufgestellt, bahnen sich die Krippen ihren Weg über die Adelshäuser, um über die Bürgerhäuser (ab dem 17. Jahrhundert) schließlich auch in den Wohnstuben der Landbevölkerung und der Arbeiter ihren Platz zu finden. Als sich das Weihnachtsfest ab dem 18. Jahrhundert zu dem Familienfest entwickelt, das es bis heute geblieben ist, wird die Krippe fester Bestandteil des weihnachtlichen Inventars, genauso wie Adventskranz oder Weihnachtsbaum.
Weitere Infos
- Die Krippe feiert Geburtstag: Sie wird 800 Jahre alt! Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Hier gibt es Informationen zur diesjährigen Krippenausstellung im Diözesanmuseum.
Das Fundament für die Szenerie der Weihnachtskrippe findet sich dabei natürlich in der Bibel. Auch wenn die Weihnachtsgeschichte dort keinen großen Raum einnimmt. Lediglich im Lukasevangelium und noch knapper bei Matthäus wird davon berichtet. „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“, heißt es bei Lukas.
Ochs und Esel in der Krippe
Für mehr Leben in dieser Inszenierung zog im Laufe der Zeit weiteres Personal in den Stall ein. Zum Beispiel Esel und Ochse. Das lag sicherlich auch an dem um 600 entstandenen sogenannten Pseudo-Matthäus-Evangelium. Eine Schrift, die die Geburtsgeschichten des Matthäus- und Lukasevangeliums ausschmückte. Dort heißt es: „Am dritten Tag nach der Geburt des Herrn verließ Maria die Höhle und ging in einen Stall. Sie legte den Knaben in eine Krippe, und ein Ochse und ein Esel beteten ihn an. Da ging in Erfüllung, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: Es kennt der Ochse seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“
Doch nicht jeder wollte Ochse und Esel in der Krippe sehen. Beim Trienter Konzil (1545–1563) gab es den Versuch, die Tiere doch um der „Wahrheit der Heiligen Schrift“ willen wieder aus der Krippe zu verbannen. Letztlich ohne Erfolg. Überhaupt: Seit jeher hat die Theologie wenig Einfluss auf die Gestaltung der Krippen gehabt. Der Krippenbau unterliegt seit Jahrhundert der Volkskunst. Das macht die Welt der Krippen auch so bunt und faszinierend.
Der Krippenaufbau im Zeitraffer
Ganz schön viel Arbeit, so ein Krippenaufbau: Eine gute Woche, jeden Tag ein paar Stunden, so lange brauchen die Küster im Osnabrücker Dom, um die Weihnachtskrippe aufzustellen. Hier im Video geht es aber ganz schnell …