Betroffene zeigen Gesicht

Augen
Bild: Ilonka Czerny

Die Universität Osnabrück zeigt zurzeit die Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ im Forum am Dom. Seit ihrer Eröffnung bei uns spüre ich die starke Wirkung, die von den Fotos und Texten ausgeht. Die Ausstellung dokumentiert Einzelschicksale Betroffener von sexueller und spiritueller Gewalt innerhalb der katholischen Kirche durch Fotos aus der Kindheit oder Jugend und kurze Texte, die die Betroffenen zur Verfügung gestellt haben. Sie wurde in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart von Ilonka Czerny entwickelt und von der Steuerungsgruppe der Uni für das Forschungsprojekt „Sexualisierte Gewalt im Bistum Osnabrück“ nach Osnabrück geholt.

15 Personen schenken dieser Ausstellung ihr Gesicht. Und sie teilen etwas ganz Schmerzliches aus ihrem Leben mit, stellen es den Betrachtenden zur Verfügung. Gegenüber diesen Hauptmitwirkenden der Ausstellung empfinde ich äußerst hohen Respekt. Welch unglaubliche Bereitschaft, was für ein Mut, was für ein starkes Zeichen setzen sie damit! Sie führen uns durch ihre persönlichen Schicksale die grausame, folgenschwere Dimension sexueller und spiritueller Gewalt vor Augen.

Ein Foto zeigt einen Betroffenen als Jungen mit einem Buch, der damals als Kind von einem Pater missbraucht wurde und dessen Vertrauen auf schlimmste Weise verraten wurde. Es berührt mich sehr, dass er nun bei der Eröffnung der Ausstellung gesprochen und sich für mehrere Tage als Gesprächspartner im Forum aufgehalten hat.

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

Ich bin dankbar, dass wir seinem und den anderen Lebenszeugnissen für einige Zeit einen Ort bieten dürfen. Die Bilder und Worte fordern heraus, auf sie zuzugehen, zu sehen, zu lesen, sich einzulassen. Wer sich einlässt, spürt wahrscheinlich, wie sehr diese Zeugnisse bewegen und aufwühlen.

Sie sprechen Emotionen, aber hoffentlich auch das Verantwortungsbewusstsein der Betrachtenden an. Wer sich von den Zeugnissen der Betroffenen konfrontieren lässt, geht, das wäre mein Wunsch, anders aus der Ausstellung heraus, als er oder sie hereingekommen ist. Es gilt, die eigene Verantwortung zu ergreifen; meinen Beitrag zu einer veränderten Kultur, zu einer Systemveränderung in der katholischen Kirche (oder andernorts) beizutragen, durch die Missbrauch nicht mehr möglich ist.

Forum am Dom

Domhof 12
49074 Osnabrück
0541 318-280
E-Mail-Kontakt
www.forum-am-dom.de

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr

Der Besuch dieser Ausstellung mit ihren belastenden Themen kann vieles auslösen, weshalb es begleitend ein Beratungsangebot gibt. Besucher*innen, die ein Gespräch wünschen, finden vor Ort qualifizierte Ansprechpartner*innen. Seitens des Forums und des Bistums unterstützen wir sehr die Einladung, dass weitere Betroffene sich melden mögen, damit sie, wenn sie es wünschen, Unterstützung erhalten. Und damit die Aufklärung und Aufarbeitung durch die so wichtige Studie der Universität weiter vorangetrieben wird.

Informationen zu Hilfsangeboten bietet die Seite Prävention und Missbrauch des Bistums Osnabrück; ebenso www.s-gewalt.uni-osnabrueck.de/willkommen, wo Betroffene, die mit dem Forschungsprojekt der Uni Osnabrück Kontakt aufnehmen wollen, entsprechende Kontaktdaten finden.

Die Ausstellung „Betroffene zeigen Gesicht“ ist noch bis zum 11. Juni Dienstag bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr im Forum am Dom zu sehen.

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