Ein Herz zum Denken

Bibelfenster zum 10. Juni 2011:

 Jesus erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen, wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Gauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht.

Einheitsübersetzung, Auszüge aus Johannes 17,1-11a

„Was mein ist, ist dein und was dein ist, ist mein!“ Das klingt wie ein Treueversprechen für unverbrüchliche Liebe. Und es ist auch Ausdruck einer ewigen, schöpferischen Liebe: Ausdruck der Liebe Gottes, der Liebe zwischen Vater und Sohn. Ein Bekenntnis, das Jesus im Kreis seiner Freunde in einem großen Gebet vor seinem Tod ablegt und in das er die Menschen aller Zeiten mit einbezieht. Also auch die Menschen des 21. Jahrhunderts.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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So ist der Gott, an den die Christen glauben: Er ist, wie er selbst sagt, in sich Liebe, er ist Leben, er ist Beziehung voller Dynamik und er möchte, dass alle Menschen daran teilhaben. Er hat sich das sogar den Opfertod seines Sohnes kosten lassen. Dieser so menschlich nahe Satz: „Was mein ist, ist dein und was dein ist, ist mein!“ steht in einem nicht leicht zu lesenden Text des Johannes-Evangeliums. Hier sind nur einige Sätze daraus aufgegriffen. Aber sie treffen den Kern der Botschaft Jesu und des christlichen Glaubens.

Der Gott der Christen ist weder eine Idee noch ist er aus Stein. Er ist lebendig und er spricht. Jesus spricht mit seinem Vater und mit den Menschen. Ja, er selbst ist das Wort Gottes. Ihm zuhören, sein Wort annehmen, sich damit auseinandersetzen, ihm zustimmen – das heißt Gott glauben. Christlicher Glaube ist Leben; im Glauben erkennen bedeutet Begegnung mit der Wahrheit Gottes, ist Beziehung in Liebe. Darauf sollte man sich nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen einlassen. So wie es in einem Weisheitsbuch der hebräischen Bibel heißt: „Gott gab dem Menschen ein Herz zum Denken.“

Ruth Kreutzberg