Die sind stark, denen vertraut wird

Bibelfenster zum 7. Oktober 2010:

Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Einheitsübersetzung, 2 Tim 1,6-7   

 

„Alleine! Ich kann das alleine!“ Laut schallt eine energische Kinderstimme über den Marktplatz. Eine selbstbewußte Dreijährige macht Ihrem Großvater unmißverständlich klar, dass sie ohne seine Hilfe auf der Mauer balancieren will. Was für ein Zutrauen in die eigene Kraft! Unser 15-Jähriger verdreht die Augen, als ich ihn frage, ob ich ihn zu diesem Arztbesuch begleiten soll. Auch seinen Praktikumsplatz organisiert er selbständig. „Ich krieg’ das hin, Mama.“ Wachsendes Selbstbewußtsein, an dem ich mich freuen kann.

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Gott als Großvater: Läßt er die Hand seiner Enkelin los und vertraut ihrer eigenen Kraft? Oder redet er ihr ein, wie gefährlich die Mauer im besonderen und das Leben im allgemeinen ist? Gott als Mutter: Läßt sie die Heranwachsenden ihre eigenen Wege gehen oder mischt sie sich ein, weil sie es ja auf jeden Fall besser und effektiver kann?
Hier steht, Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Er vertraut. Vielleicht ist es wie im richtigen Leben: Die Kinder sind stark, die sich geliebt wissen. Die sind stark, denen vertraut wird. Aus solchen werden selbstbewusste Menschen, die ihre eigenen Wege gehen dürfen und doch ihr Zuhause kennen.
In unserer Kirche liegt vieles im Argen, in diesen Wochen besonders. Mir fällt der alte Werbeslogan ein: „Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an.“ Ausgerüstet mit dem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit müsste das möglich sein. Und mit einem Vater im Himmel, der seine Menschen liebt, schätzt und auf ihre Kraft vertraut, erst recht.

Martina Kreidler-Kos, Frauenseelsorge Osnabrück