Der mutigere Weg

Eine Ordensschwester steht an einem Pult, vor sich ein Mikrofon.
Sr. Philippa Rath bei der Veranstaltung "Unbequeme Berufungen?! Frauen und Ämter in der Kirche" in Osnabrück Bild: Bistum Osnabrück

„Wir haben immer die Möglichkeit einen mutigeren Weg zu wählen als einen anderen“. Diesen so schlichten wie großartigen Satz von Antje Jakelén habe ich mir gut gemerkt. Sie ist ev.-luth. Erzbischöfin von Uppsala in Schweden und war am vergangenen Wochenende bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zugeschaltet. Ich habe als frischgewähltes Mitglied teilgenommen und war begeistert von ihrer ökumenischen Rückenstärkung.

Wieder zurück im eigenen Bistum, erlebe ich nur wenige Tage später, was es heißt, wenn man tatsächlich den mutigeren Weg wählt – und vor allem, wie belebend das sein kann. Am Montagabend haben sich „unbequem berufene“ Frauen und viele interessierte Leute in der Ursulaschule zusammengefunden, um aus einer ganz eigenen Perspektive über die Priesterweihe für Frauen in der katholischen Kirche nachzudenken. Nämlich so: Es gibt längst Frauen, die zu diesem Dienst berufen sind.

Die Benediktinerin Sr. Philippa Rath hat einen Smalltalk mit zwei Bischöfen sehr ernst genommen, die mit der Kaffeetasse in der Hand fragten, warum im Rahmen des Synodalen Weges überhaupt über diese Frage nachgedacht werden sollte. Es gäbe doch gar keine Berufungen für Frauen in dieses Amt. Da hatte ich andere Erfahrungen, meinte die streitbare Ordensfrau, schrieb einige Mails an Frauen, deren Erfahrungen sie kannte, und daraus wurde im Handumdrehen eine Flut von beeindruckenden Lebenszeugnissen. Bei 150 Geschichten in ihrem PC habe sie einen Cut gemacht und aus diesen Geschichten ein Buch. Acht namentlich genannte Autorinnen aus unserem Bistum sind mit dabei, zwei stehen am besagten Abend ebenfalls auf dem Podium.

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.

Philippa Rath bezeichnet sich selbst als „Hebamme“ für das öffentliche Eintreten für derartige Berufungsgeschichten.  Im Laufe des Abends steht Schmerz im Raum, weil ungelebtes Leben und nicht abgefragte Gaben immer weh tun, aber noch viel mehr Hoffnung. Vor allem in diesem Moment: Sr. Philippa wird gefragt, ob sie es für möglich halte, Priesterinnen in der katholischen Kirche noch selbst zu erleben. Ja, sagt sie laut uns vernehmlich ins Mikro, sie sei 65 Jahre alt, das wäre zu schaffen. Ich staune und freue mich. Ich werde diese Ermutigung aufgreifen und künftig an dieser neuen Erzählung beider starker Frauen – der Erzbischöfin und der Benediktinerin – mitarbeiten, die da lautet: Wir haben immer die Möglichkeit, den mutigeren Weg zu wählen.

 

2 Kommentare zu “Der mutigere Weg

  1. Liebe Frau Kreidler-Kos,
    Ihr Beitrag ist sehr ermutigend, ich freue mich dass Sie als Mitglied ins Zentralkomitee der Katholiken gewählt wurden. Nach all dem Frust an Kirche ein Lichtblick…

    1. Liebe Frau Kreidler-Kos,
      das wunderbare Zitat der Erzbischöfin von Uppsala fällt gerade sehr treffend mit der Vorbereitung meiner Sonntagspredigt zusammen. Die Wege zu bereiten hat auch immer mit Mut zu tun. Und den Mut zu echten und greifbaren Reformen und zum Bereiten des Weges brauchen wir und wünsche ich unserer Kirche. Dazu ermutigt uns einmal Johhanes der Täufer und in aktueller Weise Antje Jakelén sowie auch Sr. Philippa. Danke für diesen Beitrag!
      Einen gesegneten 2. Advent !
      Markus Hartlage

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