Die Krise hat nicht das letzte Wort

Corona
Bild: pixabay.com, Markus Distelrath

In den vergangenen Monaten hat es immer wieder heftige Diskussionen um die Bedeutung der Kirche und der christlichen Verkündigung in der Corona-Pandemie gegeben. Hat die christliche Verkündigung Systemrelevantes für die Bewältigung der Corona-Pandemie einzubringen?

Ich möchte jetzt nicht die sozialen oder pastoralen Bemühungen in den Gemeinden und Einrichtungen beschreiben. Gibt es bei all der Fülle von Informationen und Einschätzungen einen roten Faden in der Bewältigung der Krise? Trostworte, die uns helfen können? Ich möchte in den kommenden Wochen meine Blogbeiträge unter diese Herausforderung stellen.

Über den Autor

Theo Paul ist Domkapitular und unter anderem für die Krankenhäuser, Klöster und geistlichen Orte im Bistum Osnabrück zuständig. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Gläubige Menschen haben es in Zeiten der Pandemie zugleich leichter und schwerer. Erleichterung kann der Glaube bewirken, der in Krisenzeiten Trost und Halt in Gott vermittelt. Der und die Glaubende ist getragen mit allen Fragen und Zweifeln. Solche Menschen müssen nicht im Hier und Heute alles erleben. Zugleich ist diese Krisenzeit auch von großer Anstrengung gezeichnet. Das Bild des liebenden Gottes wird in Frage gestellt. Menschen erkranken, sterben einsam und verlassen. Wo ist da Gott? Ist er überhaupt noch am Werk? Solche Ohnmachtserfahrung lässt sich nicht beschönigen. Bei aller Begabung der Menschen, die sich in seiner Liebesfähigkeit und der Gestaltung des Zusammenlebens zeigt, wird auch die Zerbrechlichkeit die Unvollkommenheit der Menschen konkret in seinen Fehlern, in Krankheit und Tod.

Für Christen gehört Göttlichkeit und Menschlichkeit zusammen. Als Menschen müssen wir nicht perfekt sein. Der Gotteskomplex oder die Allmachtsfantasien dürfen uns nicht bestimmen. Als gläubige Menschen erleben wir die Verdunkelung unserer Beziehung zu Gott, und zeitgleich gibt es das Aufleuchten der Herrlichkeit Gottes in unserem Leben. Kein Mensch hört ununterbrochen Gott. Es gibt keinen krisenfreien Glauben. Selbst für Jesus nicht. Aber für uns gilt: Die Krise hat nicht das letzte Wort. Uns ist gesagt: „Ich bin da“ (Ex 3,15). Dies gilt auch, wenn wir nichts wahrnehmen, spüren und hören.

 

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