Eine große Vielfalt
Samstags auf dem Domhof in Osnabrück. Ich gehe gerne über den Wochenmarkt. Hier treffe ich Bekannte, und die Vielfalt der regionalen Produkte kann ich nur bestaunen. Zu einem besonderen Angebot im Herbst gehört das Obst. Wenn ich an einem solchen Verkaufsstand sagen würde: „Bitte geben Sie mir ein Kilo Obst“, dann würde ich Verwunderung auslösen. Das Obst gibt es nicht. Es gibt nur konkrete Früchte: Äpfel, Birnen, Pflaumen.
Der Wochenmarkt im Schatten unseres Doms. Es gibt Parallelen zwischen Markt und Kirche. Die Kirche ist ein Sinnanbieter unter anderen in unserer Gesellschaft. Der christliche Glaube ist ihr Angebot, andere bieten Esoterik, Selbstheilung, radikale Diesseitigkeit und anderes. Und dieser christliche Glaube wird sichtbar und greifbar durch Menschen. So wie es das Obst nicht zu kaufen gibt, so gibt es nicht den christlichen Gläubigen. Es gibt nur Äpfel, Birnen, Pflaumen … Anna, Joachim und Magdalena.
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Der christliche Glaube konkretisiert sich auch in katholisch und evangelisch, orthodox und freikirchlich. Das zutiefst Verbindende wird in den verschiedenen biblischen Schriften gereicht. Die Präsentation kann in einer Predigt, in der Eucharistiefeier, in der Wortgottesfeier in einem Altenheim, in einem Gespräch erfolgen. Informationen erhalte ich in der örtlichen Gemeinde, im Jugendverband oder Freizeitlager, in der Beratungsstelle, in der Caritassozialstation oder im kirchlichen Krankenhaus.
Die Vielfalt an den Ständen auf dem Wochenmarkt kann eine Einladung sein, über die Vielfalt der Kirche nachzudenken. Noch eine Verbindung gibt es: Der Verkaufsstand kann auf dem Wochenmarkt nur existieren, wenn er reifes und attraktives Obst hat. Christen und kirchliche Angebote haben nur eine Nachfrage und Zukunftsaussichten, wenn sie einladend herzlich und „nähr- und vitaminreich“ daherkommen.