Faszination Assisi
Ich bin schon häufig in Assisi gewesen. Immer wieder bin ich von diesem Ort fasziniert. Leider musste die Fahrt mit der Franz-von-Assisi-Schule in diesem Jahr wegen Corona ausfallen. Hoffentlich geht es im kommenden Jahr wieder los.
Ein fester Programmpunkt bei diesen Fahrten ist ein Besuch mit Gottesdienst in der kleinen Portiuncula-Kapelle, die von der riesigen, barocken Basilika Santa Maria degli Angeli umgeben ist. Verschiedene gegensätzliche Kirchenbilder und Realitäten sind hier greifbar. Franziskus hat das kleine Kirchlein San Damiano eigenhändig aufgebaut, ebenso die Portiuncula-Kapelle. Für Franziskus war dieser Ort von zentraler Bedeutung. Die Gestaltung hat sich natürlich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. 1559 wurde mit dem Bau der großen Basilika begonnen, sie sollte Portiuncula beschützen.
Jedes Mal, wenn ich die Basilika betrete, bin ich hin und her gerissen. Die kleine Kapelle in dem riesigen Bau. In der Architektur der Basilika ist die Portiuncula-Kapelle „ein Stein des Anstoßes“. Zwei Realitäten in der Gegenwart und in der Geschichte der Kirche.
Über den Autor
Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.
Für mich ist die Portiuncula-Kapelle der Geburtsort neuen kirchlichen Lebens. Sie erinnert daran: Die Erneuerung der Kirche fängt immer wieder klein an. Sie geschieht nicht durch Erlasse, Verordnungen, Misstrauen. Franziskus zeigt uns: In der Bewegung der Armut steckt eine Begeisterung, auf neue Weise das Christ- und Kirchesein zu leben. Dieses franziskanische Leben ist eingebettet in das Ganze der Kirche. Dafür steht die Basilika.
In Assisi werden zwei kirchliche Brennpunkte erkennbar. Wir brauchen beide Pole: die Radikalität und das einfache Leben am Anfang, was Portiuncula zeigt, und die Präsentation von Kunst, Architektur, Einfluss, die sich in der Basilika widerspiegeln. Eine Spannung, die nicht aufgelöst werden kann – auch heute nicht. Franziskus hat sie selbst durchlebt. Viele Beispiele können wir in diesen Tagen dafür aufzählen. Auch in Zukunft braucht die Kirche den Anfang von Portiuncula und den Schutz von Santa Maria degli Angeli. Jedes Jahr am 2. August denkt die Kirche dankbar an diesen Anfang der franziskanischen Bewegung.
Weitere Infos
Eine Abenteuerpilgerreise nach Assisi bietet das Bistum Osnabrück im Herbst 2022 an. Hier gibt’s weitere Infos!