Eine neue Erfahrung konnte ich jetzt mit dem Format „DIGITAL SYNODAL“ des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) machen. Etwa 150 junge Leute fanden sich zu einer Videokonferenz zusammen, um ihre Fragen und Meinungen auszutauschen über das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ des gegenwärtigen „Synodalen Weges“ der Kirche in Deutschland. Zusammen mit Professorin Dorothea Sattler aus Münster war ich dazu eingeladen, weil wir das Forum leiten. Von der Zahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen und auch von der guten Vorbereitung und Moderation im Wechsel zwischen 30 Kleingruppen und dem Plenum war ich sehr angetan.
Es liegt auf der Hand, dass junge Leute viele Fragen haben zum Thema Frau in der Kirche. Die Bandbreite der Meinungen entsprach der Bandbreite der heutigen Lebenswelten und der Verschiedenheit des Umgangs mit Glauben und Kirche. Da war es nicht leicht, über schlagwortartige Diskussionen hinauszukommen zu differenzierten Aussagen, die theologisch und spirituell verantwortlich sind. Dennoch hat es gute Ansätze dazu gegeben. Aber es gab eben auch für mich erstaunliche und unnötige Verschärfungen von Positionen, die ich so nicht erwartet hätte. Einige der jungen Leute waren schon sehr festgelegt.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
In den großen Verunsicherungen der Kirche in den vergangenen Jahren scheint sich eine neue Sehnsucht nach klaren Sätzen und Weisungen, nach „klaren Kanten“ herauszubilden, die leider auch zu Schwarz-weiß-Denken, zu Polarisierungen nicht nur in der Sprache und zu einem Mangel an Bereitschaft führt, sich einer tieferen Diskussion zu stellen. Mal musste ich nach der einen Seite die kirchliche Tradition verteidigen, die eben nicht nur aus Willkür und Machtgehabe besteht, und auf der anderen Seite mein eigenes Katholischsein als Bischof rechtfertigen, wenn ich manche Zusammenhänge nach vorn hin offenhalten möchte, also Wahrheit als Weg und lebendiges Leben verstehen möchte.
Die Frage nach einem neuen Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche bis in die hohen Verantwortungen und Dienste ist zu wichtig und zu ernst und für die Zukunft der Kirche zu entscheidend, als dass sie in polarisierenden Auseinandersetzungen zerrieben werden dürfte.
Umso mehr bin ich dankbar für diese durchaus herausfordernde Erfahrung dieser zweieinhalbstündigen Video-Begegnung, weil ich dadurch noch hellhöriger und sensibler für verschiedene Positionen geworden bin. Noch immer unterstelle ich allen den guten Willen, den besten Weg im Miteinander von Frauen und Männern in Kirche finden zu wollen. Es wird sich – auch weltkirchlich – sehr viel für die Zukunft der Kirche daran entscheiden.