Friedenszeichen im Alltag

Friedenszeichen im Alltag
Bild: pixabay.com, Luisella Planeta Leoni

Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!

Matthäus 5, 17-24 (Kurzversion)

In den Ferien habe ich einen Freund in Mailand besucht, und war im Gottesdienst in der Altstadt. Die Feier des Gottesdienstes hat mich überrascht: Das Friedenszeichen ist dort in der Liturgieordnung nach Ambrosius (4. Jhd.) direkt nach den Lesungen und vor der Gabenbereitung, also vorgeschoben im Vergleich zur sonst üblichen Anordnung. Und das als direkte Anlehnung an die Verse des heutigen Evangeliums!

Was für eine Kraft so ein liturgisches Zeichen haben kann, habe ich auch in den Zeiten der strengeren Corona-Lockdowns konkret erlebt, als wir mit unseren Kindern Hausgottesdienste selbst gefeiert haben. Wenn noch der „Geruch“ nach Streit und ungelösten Konflikten da war, war es uns unmöglich, Gottesdienst zu feiern. Wir haben sehr stark den Widerspruch gespürt: Mit den Lippen sagen wir etwas, was aber im Augenblick in unserem Familienleben gar nicht da ist. Es brauchte erst die Versöhnung untereinander, um dann mit Gott und miteinander ehrlich Gottesdienst feiern zu können.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Ich denke, Jesus will uns in diesem Evangelium dazu ermutigen, unser Leben ernst zu nehmen, mit all seinen Unvollkommenheiten, Konflikten und Dingen, die nicht „nach Plan“ laufen. Jesus ermutigt uns auch dazu, Liturgie nicht als etwas zu erleben, das vom Alltag abgekapselt ist. Probieren Sie es vor dem nächsten Gottesdienstbesuch doch auch aus, diese Verse ernst zu nehmen:

„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder, deine Schwester, etwas gegen dich hat, lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deiner Schwester, mit deinem Bruder“.

Viel Erfolg damit!

Roberto Piani