Gottesdienste mit Corona

gesperrte Kirchenbank
Bild: privat

Ab nächster Woche dürfen wir also allmählich wieder … in Kirchen gemeinsam öffentlich Gottesdienste feiern … aber natürlich nur unter „Corona-Bedingungen“. Und da komme ich jetzt schon ins Nachdenken.

Desinfektionsmittel scheinen sehr wichtig zu sein … hoffentlich desinfizieren wir da aus Versehen nicht gleich unseren Glauben mit. Und ausreichend Abstand – Platzanweiser und eventuell telefonische Anmeldung zu Gottesdiensten? Naja, immerhin kommen dann endlich mal die vorderen, notorisch leeren Kirchenbänke zum Einsatz – vielleicht findet ja sogar der eine oder die andere Gefallen an den Plätzen in der 2. Reihe? „Einbahnstraßenregelung“ beim Kommuniongang – und noch nicht mal ein „Amen“, weil der Priester kein „Der Leib Christi“ sagen soll. Kein netter Plausch nach dem Gottesdienst auf dem Kirchenvorplatz, kein Friedensgruß, ach – und man muss dran denken, das eigene Gotteslob mitzubringen.

Das Bundesverfassungsgericht hat erklärt, dass Gottesdienste eher wie Konzerte und Sportveranstaltungen zu bewerten sind. Hm. Bei dieser Form würde das irgendwie stimmen – da sind wir Zuschauer dessen, was da „vorne“ passiert. Ein solches Verständnis aber hatten wir vor fünfzig Jahren, als wir noch von „Gottesdienst-“ und „Kirchenbesuchern“ sprachen. Heute gehen wir eigentlich eher von „Mitfeiernden“ und „Teilnehmer*innen“ aus. Aber klar, wenn empfohlen wird, dass man nicht singen soll, weil das eine erhöhte Gefahr der Virenübertragung mit sich bringt, dann muss man eben spielen lassen. Eucharistiefeiern mit 1,5 m Abstand, ohne Gesang, mit desinfizierten Händen – okay.

Ich weiß nicht, aber irgendwie haben solche Gottesdienste nicht allzu viel mit dem zu tun, was ich mir darunter vorstelle.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Gut, es wird Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern, bis wir wieder Gottesdienste wie „Vor-Corona“ feiern können. Wahrscheinlich braucht es irgendwelche Zwischenlösungen.

Aber warum eigentlich nicht auch eine halbe Stunde „stille Anbetung mit Aussetzung“ in der Kirche? Warum nicht zwanzig Biertischbänke (zwei Teilnehmer pro Bank oder eine Familie) auf die Wiese neben der Kirche stellen – und eine Wort-Gottes-Feier im Freien halten?

Wir waren auf einem guten kreativen Weg, die „Kirche“ und den Glauben wieder zu uns nach Hause zu holen. Da verabredet sich eine Gruppe, gemeinsam im Internet den Gottesdienst mit dem Bischof zu feiern – und sich anschließend per Skype darüber auszutauschen. Da werden brennende Kerzen ins Fenster gestellt und ein Vaterunser gebetet. Familien feiern Gottesdienste zuhause – und kommen neu über den Glauben ins Gespräch. Der Kinderchor singt ein Lied, in zwanzig verschiedenen Wohnzimmern aufgenommen und zusammen geschnitten. Der Diakon liest einen Impuls aus seinem Arbeitszimmer. Da werden liebevoll vorbereitete Andachten per „live-stream“ übertragen – und fast jede Pfarreiengemeinschaft hat irgendwelche Seiten geschaltet mit Texten und Gebetsanregungen. Selten waren wir so kreativ und erfinderisch wie in den letzten Wochen.

Vielleicht das eine tun und das andere nicht lassen: Mit Eucharistiefeiern unter diesen Bedingungen vorsichtig und behutsam Erfahrungen sammeln – und kreativ an anderen Formen, die schon entstanden sind, weiterspinnen.

Und wie wäre es denn, wenn man diese langsame und vorsichtige Phase der „Öffnung“ mit einer Andacht zur Heiligen Corona am 14. Mai beginnen würde? Das ist nämlich ihr Gedenktag. Und sie ist tatsächlich nicht nur die Patronin gegen Seuchen, sondern auch für Geldangelegenheiten – und da werden wir wohl in den nächsten Monaten und Jahren auch dringend eine Fürsprecherin brauchen.

Übrigens, in Anlehnung an einen Text, der seit Wochen in den verschiedensten Variationen im Netz kursiert: Spargel ist auch nicht abgesagt (zum Glück scheinen sich doch noch Menschen zum Spargelstechen gefunden zu haben!).

Definitiv abgesagt aber ist das Lied: „Einer hat uns angesteckt …“ – wahrscheinlich für die nächsten zehn Jahre …!

 

18 Kommentare zu “Gottesdienste mit Corona

  1. Ich wünsche mir auch, dass wir noch mehr quer denken. Wir hören so oft davon, dass wir auf eine Priester arme Zeit zu gehen. Jetzt können wir neue Wege finden, gemeinsam Gottesdienst zu feiern, ob in der Familie oder als Freiluft Wortgottesdienst. Sicher ist das anstrengend und wir müssen dafür unsere Komfortzone verlassen. Aber wenn wir uns immer nur rückbesinnen, kommen wir nicht weiter. Lasst uns was wagen. Und auch ich ende mit einem Lied: Die Zeit zu beginnen ist jetzt, der Ort für den Anfang ist hier…

    1. Danke, Annegret! Und ich fände es sehr spannend, zusammen mit anderen Neues zu wagen und zu probieren – so wie heute Abend das beeindruckende Miteinander von Bischof Bode und der Leiterin des Seelsorgeamtes, Daniela Engelhard, bei der Wort-Gottes-Feier aus dem Osnabrücker Dom – anschauen bei YouTube lohnt sich! Und mir fällt das Lied dazu ein: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist!“ (GL 856, Diözesanteil Osnabrück).
      Liebe Grüße, Andrea

  2. Liebe Andrea,
    Du sprichst mir aus dem Herzen … wie schön wäre es, wenn die Priester vor Ort die ggflls „gewährte“ Freiheit der Entscheidung auch nutzen würden – im gemeinsamen Nachdenken und Entscheiden mit den gewählten Vertreter*innen in den Räten …
    In herzlicher Verbundenheit,
    Anita

    1. Liebe Anita, ja, ein solches „Miteinander“ bei zu treffenden Entscheidungen wäre sicher hilfreich und sinnvoll! Und es gibt ja nicht nur „ja“ und „nein“, „schwarz“ und „weiß“, sondern außerdem „sowohl als auch“ und „bunt“! Lasst uns Mut zur Vielfalt haben! Liebe Grüße und viele gute Ideen, Andrea

  3. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich vermisse zwar die Messe. Aber unter den jetzigen Auflagen kann ich nicht daran teilnehmen. Wortgottesdienste, Andachten usw. und vielleicht ganz andere Formen sind besser.
    Ich möchte nicht meine intensive Osternachtfeier nur mit mir und meinem auferstandenen Herrn missen! Ich hoffe weiter, dass wir es schaffen, wieder lebendige Gottesdienste zu entwickeln.

    1. Liebe Frau Kollak, danke für Ihren Kommentar. Vielleicht gelingt es uns in diesen Wochen, ein Gespür dafür zu entwickeln, was uns in der Liturgie und in welchen Formen wirklich trägt… und wie wir das lebendig feiern können. Dazu wünsche ich uns allen viel Phantasie und vielleicht auch ein wenig Mut!
      Mit lieben Grüßen und bleiben Sie gesund! Andrea Schwarz
      PS: Maria von Magdala hat die Auferstehung auch alleine mit dem Herrn erlebt!

  4. Ein toller Text, der zum Nachdenken anregt. Ich empfand die „Videokirche“ intensiver als den „normalen“ Kirchgang. Ich habe mit meiner Frau verschiedene Gottesdienste im Livestream verfolgt. Es gab keine Ablenkung durch die Umgebung. Man konnte sich voll auf das Gesagte, besonders bei der Passion am Karfreitag, konzentrieren.
    Auch die Kreativität in den Gemeinden, sei es durch die Steinschlangen, Gebetsanregungen oder Bastelanleitungen für Masken hat mir Freude bereitet. Ich habe manchmal trotz der
    Kontaktbeschränkungen mehr Gemeinschaft gespürt, als ohne Corona.

    1. Lieber Herr Roth, vielen Dank! Ich kann Ihre Aussagen gut verstehen. Ich erlebe die Gottesdienste per livestream hier aus dem Osnabrücker Dom auch durchaus sehr intensiv. Trotzdem fehlt mir doch die Gemeinschaft und die Kommunion. Und die Gefahr der „Ablenkung“ ist für mich zuhause größer als in der Kirche – das Handy klingelt, eine Mail wird angezeigt, im Haus knallt eine Tür zu,…
      Vielleicht auch hier: Das eine tun und das andere nicht lassen. Ich fände es jedenfalls sehr schade, wenn all diese kreativen Angebote jetzt wieder auf „Null“ zurückgefahren werden würden.
      Ihnen liebe Grüße und weiterhin gute Erfahrungen,
      Andrea Schwarz

  5. Ich kann mich dem nur anschließen. Im Gottesdienst nicht zu singen bzw. nicht zu sprechen sehr befremdlich. Zuhause bin ich dann doch befreiter und mit mehr Andacht dabei. Selbst der abschweifende Blick in den grünen Garten lässt mich spontan dankbar sein für die Schöpfung Gottes. Da Kirche eh gerade im Umbruch vielleicht eine zusätzliche Chance für die Zukunft auch bezüglich uns Frauen. Ich habe die letzte Zeit sehr schöne Andachten und Gottesdienste im Netz verfolgt. Danke an alle für die guten Ideen. Mir kommt dabei das Lied. Jetzt ist die Zeit jetzt ist die Stunde in den Sinn. Danke Frau Schwarz.

    1. Liebe Frau Dieckmeyer, Ihrem „danke“ an alle, die sich soviel Mühe gemacht und kreative Ideen beigesteuert haben, kann ich mich nur anschließen! Und ich hoffe, dass wir alle auch die Chancen nutzen, die damit verbunden sind! Und mir fällt dazu noch ein: „Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt!“
      Ihnen einen lieben Gruß und danke,
      Andrea Schwarz

  6. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Das, was ich mit Gottesdienst feiern und erleben verbinde, ist in der jetzt erlaubten Form für mich nur sehr begrenzt möglich. Ich wünsche mir sehr, dass die alternativen kreativen Ideen sich weiter entfalten.

    1. Liebe Frau Lückmann,
      danke für Ihre Rückmeldung!!! Und dann lassen Sie uns doch einfach auch weiterhin kreativ sein!
      Viele gute Ideen – Ihnen und uns allen!
      Mit freundlichen Grüßen,

      Andrea Schwarz

  7. Wo man singt da lass dich nieder….
    Wir lassen uns das Singen nicht verbieten…
    https://www.youtube.com/watch?v=OAex3wGE7ik
    Frage:
    Was passiert denn , wenn jemand trotzdem singt oder summt?
    Was sagt denn da der Bussgeldkatalog?
    Kommt dann die Corona Polizei?
    Muss ich dann ins Gefängnis?
    Ist das Singen im Freien auch verboten?
    Wenn man allein im Wald ist, oder allein in der Kirche darf ich da singen?
    Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?

    1. Liebe Conny,
      nein, die Welt ist nicht verrückt geworden – aber mit Corona haben sich Dinge nun mal ver-rückt, haben „Plätze getauscht.“ Tatsache ist, dass wir mit etwas konfrontiert werden, mit dem wir bisher wenig Erfahrungen haben. Deshalb finde ich persönlich „Vorsicht“ durchaus angesagt. Niemand hat das Singen verboten, und es gibt auch keinen Bußgeldkatalog oder gar eine Corona-Polizei. Aber ich würde es derzeit trotzdem nicht tun, wenn ich mich mit anderen, vor allem Älteren, in einem geschlossenen Raum aufhalte. Und das hat für mich etwas mit „Nächsten- und Selbstliebe“ zu tun. Ich persönlich bin den Fachleuten sehr dankbar, wenn sie aus ihrem Wissen und Können heraus solche Empfehlungen aussprechen. Sie machen es ja nicht, um sich unbeliebt zu machen und uns den Spaß zu verderben, sondern aus Verantwortung heraus. Und wenn Sie weiterhin Lust am Singen haben, dann singen Sie doch! Es muss ja nicht gerade in einem Gottesdienst sein – es gibt genug andere Plätze! Wie wäre es denn mit dem Innenhof des Altersheimes? Die Menschen dort würden sich bestimmt freuen!
      Mit freundlichen Grüßen,
      Andrea Schwarz

  8. Liebe Frau Schwarz, ich habe mit großem Interesse Ihren Blog gelesen. Ohne viele „Rückfragen“ waren auf einmal gottesdienstliche Formen möglich, die Trost und Freude gegeben haben. Wir waren „mitten dabei“. Diesen Weg sollten wir weitergehen. Die Vielfalt der liturgischen Formen sind doch ein Geschenk, vielleicht auch ein Weckruf. Liebe Grüße Angela

    1. Liebe Angela Emmerich-Freericks,
      danke für Ihren Beitrag! Ja, ich denke auch, das es gut getan hat, diese Vielfalt an liturgischen Formen zu erleben. Hoffen wir mal, dass all das nicht wieder ganz schnell in Vergessenheit gerät – und tun wir unseren Teil dazu!
      Mit lieben Grüßen zurück – und gesund bleiben!
      Andrea Schwarz

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