Miteinander glauben

Miteinander glauben
Bild: Inke Gehrling

Wenn eine evangelische Frau und ein katholischer Mann kirchlich heiraten wollen, ist das längst kein Problem mehr. Allerdings solle sich das Paar vorher einige Fragen stellen. Wie gestalten wir unseren Hochzeitstag? Wie leben wir unseren Glauben im Alltag? Wie erziehen und taufen wir unsere Kinder?

Vor diesen Fragen standen auch Bianca und Daniel Strieker aus Vörden, als sie 2012 kirchlich heiraten wollten. Sie, evangelisch, Diplom-Geografin, er, katholisch, Verwaltungsfachwirt. Eine „ökumenische Trauung“ gibt es bisher nicht – trotzdem wollte das Paar „so ökumenisch wie möglich“ heiraten.

„Wir hatten vorher schon viele Hochzeiten besucht. Entweder waren sie katholisch oder evangelisch, aber bei ökumenischen Feiern hat immer eine Konfession überwogen, weil meist ein Ehepartner sich und seinen Glauben zurückgenommen hat. Ich fand diese Gottesdienste aber nie so feierlich, weil ein Ehepartner dabei etwas untergegangen ist“, sagt Bianca Strieker.

Für das Paar standen schnell einige Rahmenbedingungen fest: „Die Trauung sollte in der katholischen Kirche in Vörden stattfinden, da es meine Heimatkirche ist und Bianca diesen Bezug zur evangelischen Kirche in Vörden nicht hat“, erklärt Daniel Strieker. Die Wahl der Pfarrer fiel auf den damaligen katholischen Jugendpfarrer Michael Franke und Bianca wählte Pastor Marahrens aus Bramsche, der sie auch schon konfirmiert hatte.

Ökumene heißt gleichberechtigt auftreten

Trauung in der Kirche
Pastor Marahrens und Pfarrer Michael Franke sagen den Vermählungsspruch. Bild: Inke Gehrling

Das Paar musste feststellen: Wenn man in einer katholischen Kirche heiratet, wird der evangelische Geistliche dazu eingeladen und hält „nur“ die Predigt. „Das hätten wir schade gefunden. Bei uns gab es glücklicherweise den Sonderfall, dass beide Geistliche sich die Trauung geteilt haben, so dass Bianca den Vermählungsspruch vom evangelischen und ich vom katholischen Pfarrer bekommen habe, den Segen haben beide zusammen gesprochen. So haben wir uns das auch gewünscht. Und das ist für uns auch Ökumene: dass beide Konfessionen gleichberechtigt auftreten“, erklärt Daniel Strieker.

Weitere Infos

Den Ablauf des Gottesdienstes hat das Paar sich selbst überlegt: eine „ökumenische Fassung“ des Glaubensbekenntnisses, ein ökumenischer Gospelchor … Dabei hatten sie ziemlich freie Hand beim Ablauf, den beide Pastoren gut fanden und sich dann untereinander abgestimmt haben. „Es hat zwar etwas Zeit gekostet, aber das war uns eben auch wichtig“, erklärt Daniel Strieker und seine Frau ergänzt: „Und es ist auch eine Entwicklung, ein Zusammenwachsen und auch eine Investition in unsere Zukunft, da bei der Gottesdienstgestaltung viele Fragen für unser späteres Leben aufkamen.“

Ein ökumenischer Familienalltag

Mittlerweile hat das Paar zwei Kinder: Fiete ist sechs, Elsa zwei, beide katholisch getauft – das war eine lange Diskussion. „Letztendlich gibt es keinen Kompromiss, da wir uns einig waren, dass wir die Kinder taufen lassen. Wir leben unseren Alltag jedoch ökumenisch.“ Weihnachten beispielsweise wechselt Familie Strieker jährlich die Kirche zum Besuch des Krippenspiels, sie geht in die katholischen Familiengottesdienste, aber auch  zu den ökumenischen „Kirchenmäusen“. „Da dürfen wir etwas basteln und mit nach Hause nehmen“, ergänzt Fiete. „Wir versuchen unseren Kindern nicht irgendetwas aufzudrücken. Nur wer Lust auf Kirche hat, geht auch gerne hin“, sagen die Erwachsenen.

Bianca und Daniel sagen "Ja"
Das Paar hat „Ja“ gesagt. Bild: Inke Gehrling

Es gibt jedoch auch noch Hindernisse im ökumenischen Familienleben: Wenn Bianca Strieker einen katholischen Gottesdienst besucht, ist sie das einzige Familienmitglied, das während der Kommunion in der Bank sitzen bleibt. „Klar, ich könnte mich segnen lassen, oder mir beim Ortspfarrer die Erlaubnis für das gemeinsame Abendmahl holen, aber das ist ja irgendwie zweite Wahl. Mich stört es, dass wir einen gemeinsamen Gottesdienstbesuch unterschiedlich leben müssen. Freunde aus der Stadt verstehen mein Problem vielleicht nicht so gut. Dort wirkt sich der Glaube oft nicht so auf das Leben aus, wie auf dem Land, wo eben vieles kirchlich organisiert ist.“

Aber zum Glück öffnen sich die Strukturen immer weiter, vor allem im Bistum Osnabrück. Das zeigt sich zum Beispiel bei einem vom Bistum und der evangelischen Kirche organisierten Nachmittag im März, bei dem konfessionsverbindende Ehen gefeiert werden sollen. Aber auch, indem Bischof Franz-Josef Bode Ehepaaren mit unterschiedlicher Konfession offiziell die Gemeinschaft am Tisch des Herrn ermöglicht, wie es auch in der Broschüre „Sprecht mit dem Herrn und geht weiter“ geschrieben steht, die er gemeinsam mit der Ökumene-Kommission des Bistums entwickelt hat.