Netzwerk der Hilfe

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Setzen sich für zwei ukrainische Familien ein, die nach Osnabrück geflüchtet sind: Andrea Stuckenberg-Egbers und Anja Högel. Bild: Bistum Osnabrück

Der 24. Februar 2022, der Tag als der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine begann, war eine Zeitenwende – in der Weltpolitik genauso wie im Leben von vielen einzelnen Menschen – wie die von Andrea Stuckenberg-Egbers und Anja Höge, die ukrainische Geflüchtete betreuen.

Als Andrea Stuckenberg-Egbers und Anja Höge am 24. Februar 2022 die Nachrichten sahen und vom Krieg in der Ukraine hörten, waren sie natürlich bestürzt. Dass dieses Ereignis sie in den kommenden Monaten aber noch sehr beschäftigen sollte, ahnten sie damals nicht. Denn recht bald nach Kriegsbeginn kamen viele Geflüchtete aus dem osteuropäischen Land auch nach Osnabrück. Die Gemeindereferentin und die Sozialpädagogin im Gemeindedienst aus der Pfarrgemeinde St. Johann hatten sich bereiterklärt, in einer Flüchtlingsunterkunft des Roten Kreuzeses zu helfen, als sie hörten, dass innerhalb der nächsten Stunde ein Bus mit Geflüchteten ankommt. „Die Menschen waren ohne Ziel unterwegs, das hat mich sehr betroffen gemacht“, sagt Stuckenberg-Egbers. „In solchen Situationen muss Kirche helfen und kann nicht abwarten.“

Weitere Infos

  • Ein Jahr Kriegsbeginn: Weitere Texte zum Thema finden Sie hier
  • Friedensgebete: Ein Politisches Nachtgebet am 23. Februar um 19.30 Uhr in der Kleinen Kirche am Dom in Osnabrück und das Friedensgebet der ukrainischen Gemeinde am 24. Februar um 14.00 Uhr im Dom. Weitere Infos hier.
  • Interview: Die Wissenschaftlerin Regina Elsner zur Lage der Kirchen in Russland und der Ukraine, ein Jahr nach Kriegsbeginn.

Die beiden legten los: Gemeinsam nahmen sie sich zwei Familien an, insgesamt neun Personen, die kaum etwas hatten – vor allem keine Unterkunft. Es waren dann recht schnell Zimmer im Osnabrücker Priesterseminar als Zwischenlösung organisiert. Danach ging es um viel Bürokratie, schließlich mussten Anträge auf staatliche Leistungen gestellt werden. Und es wurden Kleidung und Möbel gebraucht. „Wir haben gemerkt: Wenn man jemanden um Hilfe bittet, bekommt man auch Hilfe“, so Anja Höge. So haben sie ein Netzwerk weben können mit Kontakten in der Pfarrei, aber auch von außerhalb des kirchlichen Raumes. Beide sind sich sicher: Ohne diese Hilfe hätten sie es nicht geschafft.

Die Begleitung war anfangs sehr intensiv – so war eine Familie täglich zu Gast beim Mittagessen. „Der Krieg kam zu uns an den Küchentisch“, erinnert sich Andrea Stuckenberg-Egbers. Die Ukrainer mussten sich zurecht finden in der fremden Umgebung – Dank Sprachprogrammen aus dem Handy konnten viele Fragen beantwortet werden. „Die ersten Wochen waren der normale Alltagswahnsinn in doppelter Geschwindigkeit“, sagt Anja Höge im Rückblick.

Allerdings organisierten die Ukrainer mit der Zeit immer mehr alleine, gingen in den Sprachkurs, strichen die neue Wohnung selbst, gingen auf die Ämter und Behörden. „Gerade die zwei Frauen merkten, dass sie hier mehr Freiheiten haben, als zu Hause“, sagt Andrea Stuckenberg-Egbers. Mittlerweile haben sie zwar noch guten Kontakt miteinander, ihren Alltag bekommen die Ukrainer aber meist alleine geregelt.

Natürlich war die Zeit für die zwei Helferinnen anstrengend. Aber sie haben auch einiges mitgenommen. „Nicht zuletzt die Erkenntnis, dass man dankbar für das sein kann, was wir hier haben“, sagen die beiden Frauen.