Grüße aus dem Pflegeheim

Bewohner eines Pflegeheims winken
Bild: privat

Das Leben und Arbeiten in Altenpflegeheimen ist eine Herausforderung – für Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen. Aber es ist auch: bereichernd, spannend und erfüllend, findet Waltraud Kipp. Die Gemeindereferentin erzählt hier im Interview, was Seelsorge im Altenheim bedeutet und wie sich Altenpflegepastoral gerade weiterentwickelt.

Frau Kipp, was reizt Sie an der Arbeit in Altenpflegeheimen?

Es erfüllt mich, an einem pastoralen Ort koordinierend und seelsorglich tätig sein zu dürfen. Dort wo Menschen wohnen, leben, arbeiten, ein- und ausgehen und sich engagieren: Für Bewohner*innen, Angehörige, Mitarbeitende und Ehrenamtliche der zugehörigen Pfarrgemeinde darf ich mit einem hörenden und sehenden Herz einfach „nur“ da sein, um zu erfahren, welche Bedarfe es gibt und was gewünscht wird. Damit verbunden ist die Begleitung von Menschen in ihren existentiellen und spirituellen Anliegen und Fragen. Ich bin da als „personales Angebot“ und andererseits in der Qualifizierung und Stärkung von Mitarbeitenden in der Seelsorge – aus einer christlichen Hoffnung heraus und in einem großen Netzwerk.

Wie arbeiten Sie mit den Mitarbeitenden aus den Häusern und den Angehörigen zusammen?

Mitarbeitenden und Angehörigen begegne ich auf unterschiedlichen Ebenen und in ihren verschiedenen Professionen. Es sind beispielsweise Leitungen, Pflegekräfte, Betreuungskräften, Reinigungs- und Servicekräfte.

Waltraud Kipp

Zur Person

Waltraud Kipp ist Gemeindereferentin und Trauerbegleiterin. Außerdem koordiniert sie die Seelsorge in der Caritas Nordkreis Pflege GmbH und arbeitet als Seelsorgerin im St.-Elisabeth-Stift in Neuenkirchen.

Monatlich bin ich in der Leiter*innenrunde der Pflegedienstleitungen aller Einrichtungen dabei. Diese Runde beginnt mit einem geistlichen Impuls in der Kapelle, den ich gestalte. Hier bietet sich mir die Möglichkeit, anstehende Themen aus dem vielfältigen Erleben im Pflegeheimalltag mit Bewohnenden, Mitarbeitenden und Angehörigen, nach vorheriger Klärung mit der Geschäftsleitung, einzubringen.

In einer Einrichtung, dem St. Elisabeth-Stift, an der Basis tätig zu sein, einfach da zu sein, ermöglicht mir immer wieder den direkten Kontakt zu Mitarbeitenden zu haben. Daraus ergaben sich diverse Fortbildungsangebote: Sterbebegleitung (in Kooperation mit dem jeweiligen Hospizdienst) – Umgang mit Tod und Trauer – Mit Hand und Herz durchs Kirchenjahr – Umgang mit dem assistierten Suizid (in Kooperation mit der Caritas) – Implementierung von Ethik ist geplant in Kooperation mit einem Ethikberater.

Sternsingen im Pflegeheim
Waltraud Kipp (Mitte) bringt mit zwei Betreuungskräften den Segen der Sternsinger.

Angehörigen komme ich in verschiedenen Kontexten in Kontakt: bei ihrem Besuch der Bewohner*innen und besonders intensiv in deren Sterbephase. Jährlich bieten wir für die Angehörigen ein Willkommenscafé an und ein jährliches Gedenken der Verstorbenen. Außerdem gibt es seit einem Jahr eine Themenreihe für Angehörige, zum Beispiel einen Abend zum Thema Fürsorge, Seelsorge usw.

Sie schreiben momentan Konzepte für ihre Einrichtungen – was ist der Hintergrund?

Kita-Kinder bringen Palmstöcke ins Pflegeheim.

In einer deutschlandweiten Studie wurde deutlich, dass vielen Altenpflegeeinrichtungen ein Seelsorgekonzept fehlt bzw. Seelsorge sich ausschließlich auf die spirituelle Versorgung mit Gottesdiensten und klassische Einzelseelsorge beschränkt. Der Seelsorgebegriff hat sich heute aber sehr geweitet: Es geht um Versöhnung mit dem Leben, um Begleitung im Sterben, Verabschiedung, aber auch um Alltägliches und darum, sich für die Rechte der Bewohner*innen einzusetzen, für Dinge und Menschen, die ihnen guttun und die heilsam sind. Dieser weite Ansatz von Seelsorge findet Eingang in neue Konzepte – ein Pilotprojekt im Bistum Osnabrück!

Mutter-Kind-Gruppe im Pflegeheim
Die Mutter-Kind-Gruppe besucht die Hausgemeinschaft.

Was steht beispielsweise in den Konzepten?

Inspiriert vom Wort Jesu „Was willst du, dass ich dir tue?“ entstehen Flyer und Papiere zur gelebten oder lebendigen Seelsorge vor Ort. Diese Dokumente weben das christliche Profil stärker in den Alltag der Einrichtungen ein. Nicht ich schreibe diese Konzepte, sondern ein multiprofessionelles Team, bestehend aus Mitarbeitenden der Einrichtung (aus der Pflege, Betreuung, Leitung) und Mitgliedern der Kirchengemeinde (Hauptamtliche, Ehrenamtliche, Mitarbeitende Kitas und andere).

Was steht drin? Vor allem wird sichtbar, dass Seelsorge mehr ist, als Gottesdienst und Einzelbegleitung. Seelsorge geschieht da, wo Menschen sich heilsam, spirituell und diakonisch einander zuwenden und begegnen. Ich sag bewusst ‚einander‘, weil bei allen Konzepterstellungen deutlich wurde, wie sehr auch die Bewohnerinnen und Bewohner durch ihre Glaubens- und Lebenserfahrung „Seelsorgende“ für die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen sind und sein können. Und Seelsorge ist vor allem eine christliche Haltung, die Würde und Ansehen schenkt.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten …

Weitere Infos

  • Das Bistum Osnabrück gestaltet die Altenpflegepastoral mit Konzept und innovativen Pilotprojekten. Weitere Informationen dazu gibt es bei Christiane van Melis, der Diözesanreferentin für das 3. & 4. Lebensalter: c.vanmelis@bistum-os.de
  • Hier gibt es weitere Infos für Seniorinnen und Senioren im Bistum Osnabrück.

… wünsche ich mir von Herzen, dass das Alter eine Lobby hat und unsere Gesellschaft würdevoll mit alten Menschen umgeht und Menschen mit Demenz integriert.