Optimistisch bleiben – Jugendverbände in der Pandemie

Jugendarbeit mit Abstand
Vera Seeck vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend testet hier neue Technik für digitale Jugendarbeit. Bild: BDKJ

Zusammen etwas zu unternehmen, ist für junge Leute während der Corona-Krise schwieriger denn je. Das hat auch Konsequenzen für die Jugendverbände. Aber sie nutzen neue digitale Möglichkeiten und schauen nach vorn.

Denn nur schwarzsehen will Pia Focke, Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), eben nicht. Sie sieht die Corona-Krise auch als Chance, die Reichweite für den Verband zu erweitern. Digitale Aktionen und Onlineprogramme machen nach ihren Worten die Jugendarbeit lebendig und strukturieren sie um. Zudem fallen lange Fahrtzeiten weg. „So finden viele Veranstaltungen nicht zentral an einem Ort statt, sondern digital und sind somit auch für Personen attraktiv, die an einem anderen Ort wohnen“, sagt sie. Mit viel Engagement, Kreativität und neuen Ideen von Ehren- und Hauptamtlichen sei es dem Verband auch während des „Lockdowns“ gelungen, vielfältige Angebote für Kinder und Jugendliche zu gestalten.

Jugendvesper auch digital

Bereits während der ersten Einschränkungen organisierten die Dekanatsjugendbüros digitale Spielabende für junge Leute. Arbeitskreise, Vorstandssitzungen, Lagerleitung-Schulungen sowie Gruppenleiterkurse fanden online statt. Auch religiöse Veranstaltungen für junge Menschen gab es auf diesem Weg: So hat der BDKJ regelmäßig digitale kirchliche Impulse und Andachten vorbereitet – zum Beispiel auch die Jugendvespern. Kreative Alternativen in der Jugendarbeit fanden junge Leute zum Beispiel rund um Weihnachten und die Sternsingeraktion.

So kann der Verband trotz der Corona-Pandemie an vielen Stellen neue Menschen ansprechen. „Nachwuchs zu gewinnen, ist jetzt genauso wichtig wie vor der Pandemie. Wichtig ist aber auch, dass der Kontakt zu den Ehrenamtlichen gehalten wird“, betont Focke.

Neben der Nachwuchsgewinnung stellt sich in den Jugendverbänden die Frage, wer sich für den Vorstand aufstellen lassen möchte. „Viele Vereinsmitglieder wollen sich in diesen unsicheren Zeiten nicht für ein Amt festlegen und sich Freiräume lassen, um Entscheidungen zu treffen“, erklärt Pastor Michael Langkamp, Diözesanpräses der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB). Er fragt sich ohnehin, wie es „nach Corona“ in den Ortsgruppen weitergehen kann. Vieles wird anders sein, glaubt Langkamp.

Angebote, die flexibel durchgeführt werden

Diözesanvorstand der Landjugend
Einige Mitglieder verlassen bald den Diözesanvorstand der Landjugend. Michael Langkamp (v.l), Lars Middendorf, Anke Trecksler, Ina Helmer und Christoph Timmer hoffen auf neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter Bild: KLJB

Vielleicht liegt der Fokus zuerst auf lang vermissten und um so mehr ersehnten Treffen von Familie und Freunden. Für Langkamp geht es da

Einige Mitglieder verlassen bald den Diözesanvorstand der Landjugend. Michael Langkamp (v. l.), Lars Middendorf, Anke Trecksler, Ina Helmer und Christoph Timmer hoffen auf neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter.rum, die Freude am unbeschwerten Zusammensein neu zu schätzen und das Gemeinschaftsgefühl wiederzuentdecken. „Nach Corona werden sich die Jugendlichen viel zu erzählen haben. Unsere Vereinsarbeit sollte offene Angebote generieren, die diese Freude an der Gemeinschaft erlebbar machen“, betont Langkamp. Er hofft, dass dies bis zum Sommer schon in kleinen Gruppen möglich ist.

Für die Katholische junge Gemeinde (KjG) lautet die Devise: Perspektiven offenhalten und optimistisch sein. „Wir wollen nicht alle Veranstaltungen von vornherein absagen. Die KjG möchte Angebote schaffen, die flexibel durchgeführt werden können“, erklärt Bildungsreferentin Friederike Strugholtz. Zum Beispiel Zeltlager – die könnte man möglicherweise ihrer Ansicht nach in kleineren Gruppen und mehreren Durchgängen organisieren. Zudem ist in den Osterferien ein Gruppenleiterkurs in Präsenz und mit Abstandsregelung geplant.

Bis jetzt haben die Vereinsmitglieder laut Strugholtz digitale Angebote gut angenommen. Sie erzählt unter anderem vom digitalen „Warten auf das Christkind“. Zu Karneval wurden Päckchen für Verkleidungen verteilt. Zudem hat die Katholische junge Gemeinde Dorfrallyes sowie Fotowettbewerbe veranstaltet.

„Unsere Aktionen fokussieren dennoch mehr den Bestandsschutz als die Nachwuchsgewinnung“, erklärt Strugholtz. Die üblichen Werbemaßnahmen in Schulen und Kommuniongruppen haben in diesem Jahr nicht wie sonst stattfinden können. Somit sei es schwer, trotz digitaler und mündlicher Kommunikation junge Menschen für die KjG zu gewinnen. Andererseits biete Corona auch eine Chance für den Verband. „Es wird deutlich, welche Leute wirklich Interesse an einem Engagement haben. Diejenigen, die Aktionen vor Corona mit Herzblut gemacht haben, sind auch jetzt voller Elan dabei.“

Für den Diözesanverband der Kolpingjugend fielen die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche im Kolping-Bildungshaus Salzbergen im vergangenen Jahr aus. Dafür gab es alternative Ferienlagerprogramme, digitale Arbeitskreise, Vorstandssitzungen sowie Stammtische. Aktuell arbeitet der Verein an Alternativen für den Sommer, so Jugendreferentin Veronika Münster.

Persönlicher Kontakt ist wichtig

Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) hat sich unter anderem um die Verbindung innerhalb der Ortsgruppen bemüht. „In unseren digitalen Spielangeboten haben wir die Stämme von unterschiedlichen Altersgruppen miteinander vernetzt. Somit konnten sich unsere Gruppen gegenseitig kennenlernen und ihren Horizont innerhalb des Vereins erweitern“, erklärt Sven Benkendorf, Diözesanreferent.

Auch der Diözesanverband der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) hat Alternativen entwickelt, um für Jugendliche und junge Erwachsene da zu sein. Dazu gehören unter anderem digitale Themenabende und Fortbildungen zu Anliegen, die junge Menschen bewegen. Zudem haben sich während der Pandemie neue Formen der Zusammenarbeit mit Schulen entwickelt, zum Beispiel eine Online-Juleica-Arbeitsgemeinschaft oder eine digitale Berufsvorbereitung.

Diözesansekretärin Anna Düsterberg betont, dass vor allem der persönliche Kontakt während „Corona“ wichtig sei. „Wir gehen digital und per Social Media auf die jungen Menschen zu und machen die Möglichkeiten des Engagements in der CAJ deutlich“, sagt Düsterberg. Persönliche Ansprache, wenn auch in digitaler Form, ist für sie unerlässlich, um die Lebensrealität der jungen Menschen wahrzunehmen.