Staub und Gold

Hungertuch 2021
Bild: Misereor

Was für eine Idee: ein Kunstwerk auf einem Krankenhauslaken. Darauf ein Bild aus Staub, Kohle und Goldfäden. Die aus Chile stammende und in Deutschland lebende Künstlerin Lilian Moreno Sánchez hat es zu Beginn der Corona-Pandemie geschaffen. Das von ihr gestaltete „Hungertuch“ ist in diesen Wochen in vielen Kirchen und auch in einem Fenster des Forums am Dom zu sehen. Es lädt dazu ein innezuhalten, zu schauen und sich inspirieren zu lassen.

Mit dem Hungertuch greifen die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt eine mittelalterliche Tradition zur vorösterlichen Fastenzeit auf. Das diesjährige Tuch setzt für mein Empfinden einen besonders starken spirituellen Impuls und weitet den eigenen Blick.

Über die Autorin

Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.

Lilian Moreno Sánchez verbindet Kunst mit dem Staub der Straße und dem Leid von Menschen. Der Stoff trägt Staubspuren vom „Platz der Würde“ in Santiago de Chile. Dort demonstrierten 2019 zahlreiche mutige Menschen gegen ungerechte Verhältnisse. Die Basis des Bildes ist ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Demonstranten zeigt. Durch die Militärpolizei verletzt, hat dieser Mensch seinen festen Stand verloren.

Der mit fließend-leichten Kohlestrichen gezeichnete Fuß steht aber auch für Aufbruch und Bewegung. Das Bild erzählt von der Kraft des Wandels. Sanchez will Wege zu Solidarität und Hoffnung aufzeigen: „Wir haben diese Kraft, um die Welt gerechter zu machen. Diese Hoffnung möchte ich teilen.“ Die goldenen Nähte und Blumen sind Zeichen der Solidarität und der Liebe. Nähte schließen Wunden. Mit Blumen erblüht neues Leben.

Staub und Gold – Schmerz und Hoffnung auf einem Krankenhauslaken. Was würde besser in diese Zeit passen?

Die Künstlerin verrät uns auch den Grund ihrer Hoffnung. Sie wählt als Titel ihres Werkes einen biblischen Gebetsvers: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9).

Weitere Infos

Mehr über das Hungertuch und die Misereor-Fastenaktion 2021 erfahren Sie hier.

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