Ernten, was wir säen?

Strohballen auf dem Feld
Bild: unsplash.com, Alex Kotomanov

Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war. 

Markus 4,26-34
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Die „Fantastischen Vier“ singen im Lied „Ernten, was wir säen“ über das Prinzip von Ursache und Wirkung. Es geht darum, dass unser Handeln Konsequenzen hat und dass wir letztlich die Früchte unserer Taten ernten. Lässt sich das auf den Text des oben stehenden Evangeliums übertragen? Ich glaube: teilweise, aber nicht vollumfänglich.

In der Bibelstelle geht es um das Gleichnis vom Wachsen der Saat und das Gleichnis vom Senfkorn. Die Gleichnisse beschreiben das Wachsen und Gedeihen des Reiches Gottes, das oft unbemerkt und unsichtbar, aber mit gewaltiger Wirkung geschieht.

Haben wir ein Bewusstsein für das Säen?

„Wir ernten, was wir säen“, heißt es bei den Fanta4. Unser Handeln hat direkte Auswirkungen, ähnlich wie der gesäte Samen, der unsichtbar wächst. „Die Gottesherrschaft ist so, wie wenn eine Person Samen auf die Erde streut.“ (Mk 4,26 – Bibel in gerechter Sprache). Hier haben wir es mit einem bewussten Säen zu tun. Die Person hat zum Ziel, dass etwas daraus wachsen soll. Ich glaube aber auch, dass vieles gesät wird, dessen sich die säende Person oft gar nicht bewusst ist. Was säen wir im täglichen Leben – bewusst oder unbeabsichtigt? Sind wir uns der (langfristigen) Konsequenzen unseres Handelns bewusst?

Wachsen geschieht oft unbemerkt

„Dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag; der Samen keimt und wächst.“ (Mk 4,27) Da geschieht ganz viel ohne das aktive Zutun der säenden Person. Die Fanta4 machen deutlich, dass wir oft nicht erkennen, welche Auswirkungen unser Handeln hat, bis es zu spät ist. Viele unserer Handlungen und Entscheidungen haben weitreichende, oft unbemerkte Konsequenzen. Welche negativen Samen könnten wir säen, ohne es zu bemerken?

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Auch politische Entscheidungen und gesellschaftliches Verhalten säen Samen, die tiefgreifende Auswirkungen haben können. Manche politischen Entscheidungen säen Ungerechtigkeit und Hass. Wie kann ich dazu beitragen, solche Entwicklungen zu erkennen und zu stoppen?

Transformation und Hoffnung

Im Gleichnis des Evangeliums wir das Senfkorn zum größten Strauch und bietet Schutz.
Vielleicht darf ich das heute als Appell zur Hoffnung verstehen. Hoffnung, nicht Optimismus.
Manchmal vielleicht eine trotzige Hoffnung.
Hoffnung darauf, dass auch kleine Handlungen große Veränderungen bewirken können. Weil ich eine Stimme habe, die ich mit den Stimmen anderer verbinden kann, um damit den Samen für eine gerechtere Welt zu säen.

Farina Dierker