Christen müssen keine Helden sein

nachdenklicher Mann auf dem Sofa
Bild: unsplash.com, Nik Shuliahin

Ich sitze mit meinem Besuch in einem griechischen Lokal. Am Nachbartisch wird mit der katholischen Kirche abgerechnet. Die Verbrechen der vergangenen Jahre werden noch einmal zur Bestätigung der eigenen Position herangezogen. Mancher Einschätzung würde ich gerne widersprechen. Früher wäre ich in die Diskussion eingestiegen. In der augenblicklichen kirchlichen Situation schweige ich.

Ein Wort der Philosophin Simone Weil schießt mir durch den Kopf: „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige ist nackt.“ Über meine Heiligkeit oder mangelnde Heiligkeit mögen andere entscheiden, aber angesichts der harten Anwürfe fühle ich mich wie viele in der Kirche: nackt.

Über den Autor

Theo Paul ist Generalvikar und damit Stellvertreter des Bischofs und Leiter der Verwaltung des Bistums. In seinen Blogbeiträgen greift er gerne aktuelle Themen auf.

Goliath, als Held gefeiert, war bis an die Zähne bewaffnet, gepanzert. David, der Hirtenjunge, war nackt: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn“ (1 Sam 17,45). – Eine Hoffnungsgeschichte. Ich meine es ehrlich, versuche mein Bestes. Die Rüstung macht es nicht. Auch Jesus hing nackt am Kreuz.

Vor einiger Zeit war in einem Gottesdienst die Rede von Alltagshelden. Es sollte die Wertschätzung für die Bewährung im Alltag deutlich werden. Ist auch okay. Aber Christen müssen keine Helden sein. Sie können zwischen den Menschen mit einer Hoffnung unterwegs sein. So verhalte ich mich in der augenblicklichen Situation. Nicht durch heldenhaftes Auftreten, sondern durch besonnenes Aushalten. Die Perspektive des Heiligen ist ein Weg in die Zukunft.

2 Kommentare zu “Christen müssen keine Helden sein

  1. Besonnenes Aushalten ist mir sehr vertraut. Ich arbeite seit 30 Jahren in der Pflege. Vieles ist da nicht mehr auszuhalten. Ich würde stattdessen gerne schreien.
    Mein Gott!!!

  2. Beten hilft, Rosenkranz, Anbetung, Berichte
    Leider geht’s vielen verloren, weil sie es nicht vorgelebt bekommen

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