#outinchurch – eine Liebesgeschichte

Regenbogen-Herzen
Bild: AdobeStock.com, ijeab

Es ist ein mutiger Schritt: 125 queere Mitarbeite*rinnen der katholischen Kirche im ganzen Land wagen sich nach vorne und outen sich in der Kampagne #outinchurch – für eine Kirche ohne Angst gemeinsam mit der Botschaft: „Wir sind da. Wir sind Teil dieser Kirche“. Gott sei Dank! Was wäre die Kirche ohne all diese Religionslehrer*innen, Caritasmitarbeiter*innen, Jugendreferent*innen, Priester, Ordensleute, Gemeinde- und Pastoralreferent*innen, Theolog*innen, Erzieher*innen und Verwaltungsangestellten.

In Scharen treten derzeit Leute aus der Kirche aus. Und sie? Die so viele Gründe hätten, es ihnen gleich zu tun? Sie bleiben. Setzen sich weiter ein, machen großartige Arbeit, halten durch – trotz allem. „Es ist mit der Kirche auch so eine Liebesgeschichte“, sagt eine unserer Mitarbeiterinnen.

Die beeindruckende Dokumentation zur Kampagne „Wie Gott uns schuf – coming out in der katholischen Kirche“ geht unter die Haut. Der hohe persönliche Einsatz, mit dem die Protagonist*innen an jedem einzelnen Ort vor der Kamera stehen, ist durchgängig zu spüren. Ein weiterer Satz, der mir mitten ins Herz fällt, kommt ebenfalls aus Osnabrück: „Ich bin homosexuell, aber das ist gar nicht das wichtigste an mir. Ich bin …“ – hier sagt die Frau schlicht ihren Namen – „und ich glaube.“

Über die Autorin

Martina Kreidler-Kos ist Leiterin des Osnabrücker Seelsorgeamts. Ihr liegen die großen Fragen der Kirche am Herzen – aber auch die kleinen, alltäglichen und nur scheinbar nebensächlichen Dinge.

Kirchenpolitisch schlägt die Kampagne hohe Wellen. Das ist gut so, diese Debatten um das kirchliche Arbeitsrecht und alle Fragen rund um Diskriminierung innerhalb der katholischen Kirche müssen dringend geführt werden. (Wie gut, dass wir den Synodalen Weg haben!) Aber diese Kampagne ist noch mehr als ihre so berechtigten Forderungen. Sie ist auch ein kollektives und wunderbares Glaubenszeugnis!

5 Kommentare zu “#outinchurch – eine Liebesgeschichte

  1. Was ist denn an diesem Schritt mutig? Das ist der Mainstream und politisch korrekt. Mutig wären diejenigen, die sich zur Lehre der Kirche bekennen, auch gegen Widerstände. Es gibt doch schon lange keine Konsequenzen mehr, wenn jemand sich zu seiner sexuellen Orientierung „bekennt“.
    Immer mehr muss ich als eher konservativ geprägter Mensch feststellen, dass ich in der Kirche keinen Platz mehr habe und auch von Gruppen, Verbänden und Hauptamtlichen dort nicht mehr wirklich gewollt bin. Über dreißig Jahre lebe ich jetzt ehrenamtlich für die Kirche, die mein Zuhause ist, nie habe ich jemanden verurteilt auch wenn ich sein Verhalten oder seine Lebensweise nicht nachvollziehen oder akzeptieren konnte. Jetzt muss ich erkennen, dass vieles von meinem Einsatz umsonst war. Ich verliere nicht meinen Glauben aber die Kirche in Deutschland – oder sollte ich besser schreiben die Deutsche Kirche – braucht mich nicht mehr. Traurige und resignierte Grüße.

    1. Ich denke, dieser Schritt war sogar sehr mutig. Ich persönlich kenne Menschen, die wirklich darunter leiden, nicht den Segen der Kirche (bei der sie mit voller Überzeugung sogar arbeiten) für ihre Partnerschaft bekommen zu können (Tiere und Spielzeuge können im Gegensatz dazu offiziell gesegnet werden!) und sich zudem in der Öffentlichkeit ständig verstellen müssen, um ihren Job nicht zu gefährden. Diese kirchlichen Vorschriften sind nicht nur ein Angriff auf die Menschenwürde, sie sind sogar höchst unchristlich: Das Christentum basiert auf Nächstenliebe! Was bitteschön hat es mit Nächstenliebe zu tun, wenn Menschen, die sich aufrichtig und gegenseitig lieben, diskriminiert werden? Wo und wann hat Jesus dazu aufgerufen, dies zu tun? Da Homosexualität weder ein Krankheit, noch frei wählbar (wie eine Mode) ist, sondern eine angeborene Eigenschaft (ach stimmt ja, wissenschaftliche Erkenntnisse können natürlich hunderte von Jahren brauchen, um vom Vatikan anerkannt zu werden…) , muss sie ja wohl vom Schöpfer so gewollt sein. Wenn wir als Christen also davon ausgehen, das wir so sind, wie Gott uns geschaffen – also gewollt hat, ist es eigentlich eine Beleidigung gegenüber dem Herrn, das in Frage zu stellen!
      Wenn Sie also der Kirche den Rücken zukehren möchten, sollten Sie es lieber deshalb tun, weil der Vatikan 359 Jahre gebraucht hat, um jemanden zu rehabilitieren, der unter Folter- und Todesandrohung gezwungen wurde zu lügen (also zu sündigen!), um den Machtapparat (wozu eigentlich Macht? Jesus sagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“!) der Kirche nicht ins Wanken zu bringen.
      Es wäre jetzt auch ein guter Zeitpunkt zu Austritt, weil seit vielen Jahren – bis in den Vatikan hinein – gelogen, vertuscht und Menschenwürde missachtet wird. Selbst ein ehemaliger Papst hält sich nicht an das (doch eigentlich sehr einfache und überschaubare) Gebot, nicht zu lügen. Und mit christlicher Nächstenliebe hat Kindesmissbrauch ja nun gar nichts zu tun und eine Vertuschung hift mit Sicherheit weder den Seelen der Kinder noch denen der Täter. Eine Vergebung von Sünden kann nur bei echter Reue – und damit auch dem Eingeständnis der Taten gegenüber den Opfern – erfolgen.
      Für mich (nein, ich bin heterosexuell) ist diese Aktion und auch der Umgang unseres Osnabrücker Bischofs Bode damit ein Lichtblick! Eigentlich wollte ich mich aufgrund der vielen Skandale aus dem Ehrenamt (Kirchenvorstand und auch Pfarrgemeinderat in unserer Pfarrei) komplett zurückziehen. Wohnte ich im Bistum Köln oder Trier, wäre ich schon längst aus der Kirche ausgetreten und spendete die gesparte Kirchensteuer an Hilfsorganisationen. Da es aber auch Kirchenführer gibt, die sich für eine Erneuerung starkmachen, halte ich es für ein gutes Zeichen, „der Kirche“ nicht komplett den Rücken zuzukehren. Ich beschäftige mich daher nicht mit einem Austritt, sondern „nur“ mit dem Umfang meiner ehrenamtlichen Mitarbeit.
      Und wenn der Vatikan es ernst meint mit der Umsetzung der 10 Gebote und eine wirkliche Erneuerung des verstaubten Machtapparats anstrebt, müssten eigentlich schnellstens alle Archive geöffnet werden. Unrecht wird durch Vertuschung nicht besser!
      Also: wenn Sie die Kirche verlassen, dann bitte mit einem stichhaltigen Grund. Es gibt genug davon!

  2. Interessant… Sie verlieren Ihren Glauben an „die deutsche Kirche“, weil 125 Mitarbeiter, sicher stellvertretend für ein paar mehr, öffentlich ihre Leidensgeschichte erzählen und fordern, man möge sie doch bitte an der Leistung in und für die Kirche beurteilen und nicht danach, „was“ sie sind und „wie“ sie leben und lieben?

    Es tut mir leid, Ihnen das mal ganz offen sagen zu müssen: erklären Sie uns allen doch einmal, wo man Sie deswegen „diskriminiert“ – Diskriminierung heißt, dass Sie nicht so leben können, wie Sie möchten; dass man Ihnen mit der Kündigung droht, weil Sie zu offensichtlich nicht einer wie auch immer empfundenen „Norm“ entsprechen und das auch noch ausleben; dass man Ihnen aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung, welche Sie sich nicht ausgesucht haben, die Sakramente verweigert, dass Sie permanent Angst um Ihre Existenz haben müssen, dass Sie Ihren geliebten Job nicht mehr ausüben können und dürfen.

    Sie sprechen davon, dass ihr „Einsatz umsonst gewesen ist“ – wofür haben Sie sich denn eingesetzt? So wie ich Ihren Kommentar lese, haben sie über 30 Jahre alles dran gesetzt, dass Menschen, die nicht so fromm sind wie Sie, diskriminiert werden. Eins kann ich jedenfalls aus Ihrem Kommentar herauslesen: mangelhafte Empathie und null Verständnis dafür, wofür #outinchurch steht. Solange allerdings Menschen wie Sie in der Kirche schalten und walten, wird sich nichts ändern. Außer die Kirche liegt irgendwann endgültig am Boden und kann sich neu sortieren.

    Was tun diese Menschen denn? Haben sie auf die Berufe und Berufungen geschaut? Seelsorger, Religionslehrer, Gruppenleiter*innen, Organisten, Pfadfinder, Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger, Altenpfleger*innen, Verwaltungsangestellte… deren Outing macht Sie also so fassungslos, dass Sie die „deutsche Kirche“ verlassen wollen? Dass es immer noch, z.B. in Köln, Regensburg oder Passau zum guten Ton gehört, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung vor die Tür zu setzen, vor allem dann, wenn sie es öffentlich machen (was jedes heteronormatives Paar problemlos machen darf), ist Ihnen offensichtlich auch entgangen. Fragen Sie sich eigentlich kritisch, in welcher Weise ein schwuler Organist oder eine lesbische Gemeindereferentin ihren Glauben erschüttern könnte? Wenn Sie diese Frage ernsthaft mit „ja“ beantworten, kann ihr Glaube ja so felsenfest nicht sein, zumal der Christliche Glaube bekanntlich auf den Lehren von Christus baut, und die heißen da: Achtsamkeit, Toleranz, Nächstenliebe und Akzeptanz. Nichts von dem kann ich aus Ihrem Kommentar rauslesen.

    Sorry, aber Menschen wie Sie haben sicher eine Meinung. Aber Sie wissen gar nichts. Von daher kann eine moderne Kirche, die sich wirklich auf den Pfaden bewegen will, die Christus beschritten hat, auf Menschen wie Sie leider gut verzichten. Auf gute Seelsorger, engagierte Krankenpfleger, gute Erzieherinnen und tolerante Religionslehrerinnen jedoch keinesfalls. Denn die sind die Zukunft und da sollte die Leistung und der Dienst am Menschen im Vordergrund stehen und nicht der Mief einer Haltung, der es engagierten Menschen schwer macht.

    Machen Sie es gut.

  3. Schade, dass Blog-Einträge mit eher „schwierigen“ Kommentaren schnell ins Archiv (wenn auch noch erreichbar) wechseln….

    1. Hallo Frau Kreilos! Nur als kurze Info: Die Blogbeiräge auf der Startseite des Bistums Osnabrück wechseln immer nach einigen Tagen – ganz unabhängig davon, wie viel sie kommentiert wurden und ob die Kommentare kritisch sind oder nicht. Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion: Annika Ehrbar

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