Glücksprinzip
Bibelfenster zum 27. Dezember 2012:
Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Einheitsübersetzung, Lukas 1, 41-42
Mitte Dezember bin ich wieder Tante geworden. Ich habe schon einen Neffen und andere Patenkinder, und trotzdem: Als ich dieses kleine Menschlein das erste Mal gesehen habe, da war es, als würde die Welt einen Augenblick stehen bleiben. Der ganze Adventsstress – vergessen. Termine, Probleme, Sorgen – das alles spielt kaum mehr eine Rolle. Alles, was vorher ach so wichtig oder bedenkenswert war, wird plötzlich völlig zweitrangig. Wichtig ist nur noch dieses kleine Wunder von Leben. Und auch, wenn der Besuch irgendwann vorbei ist, hat mich diese kleine Begegnung irgendwie verändert. Ein Lächeln liegt auf meinem Gesicht, das ich gar nicht abstellen kann, und ich bemerke, dass das Auswirkungen auf die Menschen hat, die mir begegnen! Sie lächeln zurück, fragen, warum ich lächle und freuen sich mit mir. Und dann stelle ich fest, dass auch sie lächelnd weiter gehen. Die Begegnung mit dem kleinen Kind wirkt wie ein Impuls, der zuerst mich erreicht und über mich dann andere. Vielleicht werden auch die dann gefragt, warum sie lächeln…
Elisabet muss es so ähnlich ergangen sein: Das Kind hüpft vor Freude in ihrem Leib, als es den Gruß von Maria hört. Und es bleibt nicht nur dabei, sondern dadurch wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt, und sie ruft Maria zu: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ Ein Satz, der weiter getragen wurde und noch heute im Ave Maria von den Christen wiederholt wird.
Irgendetwas unterbricht mich und mein Denken, und wenn das passiert, verändere ich mein Verhalten, was wiederum andere unterbricht, die darauf wieder ihr Verhalten ändern und so weiter.
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Ein Film kommt mir in den Sinn: „Das Glücksprinzip“. Ein kleiner Junge, Trevor, bekommt von seinem Lehrer die Frage gestellt, wie man die Welt verändern kann. Der Junge hat eine simple, aber weitreichende Idee: Er will drei Menschen helfen – aber es muss etwas Schwieriges sein. Er will dafür nichts bekommen, aber die Menschen, denen geholfen wurde, müssen wiederum je drei Menschen helfen, die wieder dreien und so weiter.
Unsere Welt dürfte sehr schnell wesentlich besser werden. Aber so einfach ist es nicht. Die Realität scheint uns zu oft einen Strich durch die Rechnung zu machen, was auch Trevor schmerzlich erfahren muss. Aber sollen wir deswegen aufgeben?
Wenn ich in diesen Tagen die Zeitung aufschlage, kann ich es niemandem verdenken, der aufgegeben hat. Und dann fällt mir wieder mein kleiner Neffe ein. Und ich fange wieder an zu lächeln und spüre in mir den Wunsch, diesem kleinen Menschlein so gut ich kann eine bessere Welt zu bereiten. Eine Welt, in der Liebe und Frieden herrschen und nicht Hass und Gewalt. Und ich weiß, dass ich es sicher nicht vollends schaffen kann, aber wenn ich ein bisschen anfange, und sich andere davon anstecken lassen und auch ein bisschen anfangen, dann könnte funktionieren, was eine afrikanische Weisheit behauptet: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können wir das Gesicht der Welt verändern…
Johann Baptist Metz sagt, die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung. Sie haben es in der Hand: Ist Weihnachten nur ein Termin, nachdem wieder alles wie gewohnt weiter geht? Oder lassen Sie sich von dem kleinen Kind in der Krippe unterbrechen – und zwar so, das andere es merken und dadurch vielleicht von Ihnen unterbrochen werden?
Ich wünsche Ihnen Frohe Weihnachten!
Eva Schumacher, Pastoralreferentin
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