Der Himmel über Berlin 

Daniela Engelhard Bistum Osnabrück
Bild: Paula Markert

Daniela Engelhard, Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück, arbeitet während des Synodalen Wegs als Expertin im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ mit. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen auf dem Regionalforum am 5. September in Berlin:

„Ein atemberaubender Blick trotz neblig-grauem Himmel. Das neue Stadtschloss, der Dom, das Rathaus, die Hedwigskathedrale und dahinter moderne Großstadtarchitektur. Den Augen öffnet sich das weite Panorama einer pulsierenden Hauptstadt. Im siebten Stock eines Gebäudes mit breiter Glasfront sind gut 60 Mitglieder des Synodalen Weges zusammengekommen: Bischöfe, junge Erwachsene, Gemeindemitglieder, engagierte Katholikinnen und Katholiken, die in Politik, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und Kirche Verantwortung tragen. Wegen der Corona-Pandemie können sich die über 200 Personen der Synodalversammlung nicht gemeinsam treffen. Deshalb finden am 5. November in Berlin, München, Ludwigshafen, Frankfurt und Dortmund Regionalforen statt.

Beraten werden verschiede Aspekte der einen Grundfrage: Wie muss sich die katholische Kirche erneuern, um heute ihrem Auftrag gerecht werden zu können, Gott und den Menschen nahe zu sein? Ich freue mich, dass ich gerade in Berlin dabei sein kann. Berlin ist das Symbol für eine freiheitliche, demokratische und plurale Gesellschaft. Den ganzen Tag begleitet uns der Blick auf diese weltoffene Stadt. Dabei werden die Fragen noch drängender: Öffnet sich die Kirche für die Vielfalt heutiger Lebensentwürfe? Was muss sie verändern, was gilt es zu bewahren? In vielen Ländern setzt sich die Kirche für Gerechtigkeit ein. Wie sieht es in ihren eigenen Reihen aus? Etwa bei den Rollen von Frauen und Männern in der Kirche?

Weitere Infos

„Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ ist eines der Schwerpunktthemen des Synodalen Weges. Dazu hat das gleichnamige Synodalforum erste konkrete Vorschläge vorgelegt, z.B.: Frauen stärker an der Leitung von Gemeinden beteiligen und mehr Frauen in Leitungspositionen der Diözesen berufen; sich dafür einsetzen, dass Theologinnen mit dem Predigen in Gottesdiensten und mit der Spendung der Taufe beauftragt werden können; eine paritätische Besetzung wichtiger Gremien anstreben und Expertinnen regelmäßig in die Vollversammlungen der Bischofskonferenzen einbeziehen.

In einer intensiven, konzentrierten Diskussion finden die vorgestellten Vorschläge viel Zustimmung. Als Mitglied des „Forums Frauen“, in dem wir weitere Maßnahmen erarbeiten werden, freue ich mich über die Rückenstärkung. Jüngere und ältere, weibliche, männliche und diverse Versammlungsmitglieder erwarten aber noch mehr. Eine Frau betont: Nicht weit von hier arbeitet die Bundeskanzlerin. Ich lebe in einem Land, in dem es selbstverständlich ist, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Eine weitere Teilnehmerin mahnt eindringlich und zurecht: Die Frauenfrage ist der Prüfstein für die Erneuerungsfähigkeit der Kirche. Andere ergänzen den Wunsch: Die diskutierten Vorschläge möglichst bald beschließen, umsetzen und dann weitergehen!

Während unserer Beratungen und Gebete haben sich die Nebelschleier draußen gelichtet. Ein denkwürdiger Tag unter dem Himmel von Berlin. Ich nehme viel mit für die Weiterarbeit.“

Dr. Daniela Engelhard