„Fünf Orte – ein Weg“ – Ich bin am vergangenen Freitag bei der Regionalkonferenzen des Synodalen Weges in Dortmund mit dabei gewesen, gemeinsam mit den Delegierten aus Osnabrück: Weihbischof Johannes Wübbe, Katharina Abeln, Propst Stecker und Ansgar Maul. Unser Bischof hat in Ludwigshafen das Präsidium vertreten und Daniela Engelhard in Berlin fürs Frauenforum gesprochen.
Eine meiner Schwestern hat den Bericht am Abend in der Tagesschau gesehen und fragt am Telefon neugierig nach: „Hey, was habt ihr denn jetzt zum Frauenthema entschieden?“ Ich seufze. Wieder mal ist es in der Kirche komplizierter. Ich erkläre: Dass noch nichts entschieden werden sollte, weil das erst wieder geht, wenn die gesamte Synodalversammlung an einem Ort tagen kann, dass wir außer über das Frauenthema auch über die Sexualmoral debattiert haben, dass dies erst Arbeitspapiere gewesen sind und für das Frauenthema nur ein Teilstück der gesamten Arbeit zur Diskussion stand, dass es eine überragende Mehrheit für Veränderungen gegeben habe – zumindest bei all jenen, die sich zu Wort gemeldet haben …
Geduldig hört sie mir zu. Dann fragt sie vorsichtig: „Sag mal, ist es diesen ganzen Einsatz wert?“ Damit trifft sie mitten ins Herz. Wieviel Lebenszeit und Arbeitsenergie steckt in den Papieren, die die Berater*innen vorlegen, für unser Forum „Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ kann ich ein Lied davon singen! „Darauf gibt‘s eine schnelle und eine ausführliche Antwort“, sage ich. „Ich will beide hören“, sagt sie tapfer. „Die schnelle: Ja! Es ist diesen ganzen Einsatz wert, weil viele gute Leute derzeit das Beste für die Kirche wollen.“ „Und die ausführliche?“, fragt sie. „Nochmal: Ja, aber es ist harte Arbeit! Weil mit den vielen guten Leuten eben völlig verschiedene Hoffnungen, Energien, Ansichten, Lebensgeschichten und Glaubenserfahrungen zusammenkommen. In Dortmund war spürbar: Hier gibt es viel Kritik, und zwar an der derzeitigen Behäbigkeit der katholischen Kirche. Schärfer sollen wir formulieren, klarer, weitsichtiger, zukunftsfähiger. Es gibt ein großes Drängen auf Veränderungen hin. Mehr als einmal habe ich gedacht, wenn es nur so einfach wäre!“ „Aber vielleicht ist es auch einfach“, meint meine Schwester nachdenklich. „Wenn ihr doch alle wollt, dass sich was dreht?!“
Über die Autorin
Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.
Eigentlich hat sie recht, zumindest, wenn man das Votum dieser Regionalversammlung ernst nimmt. Man könnte sagen, hier stecken ganz viele Menschen Lebenszeit und Arbeitsenergie in eine Veränderung der Kirche, weil sie sie ihnen wichtig ist. Weil sie vom Evangelium beseelt sind. Weil die Kirche ihre Heimat ist und sie diese Heimat vielen anderen wünschen. Zu Beginn zitierte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, eine U 30-Delegierte: „In unserer Kritik steckt ganz viel Liebe.“ Beides war in Dortmund spürbar.