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Vor vier Wochen durfte ich mit vielen Menschen mein 25-jähriges Bischofsjubiläum feiern. Es war ein großartiges Fest. Leider konnten mich so manche Gäste nicht persönlich grüßen, weil sie einfach nicht an mich herankamen.
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„Entschuldigen Sie Herr Weihbischof, kennen Sie den Engelmonat?“, fragte mich am letzten Sonntag ein älterer Herr. „Ja“, antwortete ich, denn ich weiß von Kindesbeinen an: Der September gilt in der katholischen Kirche im Volksmund traditionell als „Engelmonat“, was daran liegt, dass die Kirche das Fest der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael am 29. September feiert.
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Am vergangenen Wochenende ist unser Zukunftsgespräch „Damit sie zu Atem kommen“ (Ex 23,12) mit einer Tagung der diözesanen Räte zu Ende gegangen. Im Rückblick auf das „Jahr des Aufatmens“ freue ich mich darüber, dass mir persönlich einige Veränderungen gelungen sind, die mehr und mehr zu Haltungen werden.
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Mich hat der Artikel „Von wegen ,die anderen‘ – Was ich tun kann, um die Demokratie zu stärken, in der ich lebe“ von Sabine Rückert beeindruckt. Er stand kürzlich in der Wochenzeitung „Die Zeit“.
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Ich hoffte, schnell das Ziel erreichen zu können, und so freute ich mich, zügig auf der Autobahn voranzukommen.
Doch dann baute sich ein Stau auf, Fahrbahnverengung wegen Fahrbahnmarkierung, so wurde es offiziell angekündigt. Langsam reihte sich Auto an Auto ein, und es ging weiter.
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Ich habe in unserem Dom einen bestimmten Sitzplatz. Schaue ich von diesem Platz ins Domgewölbe, dann sehe ich einen steinernen Kopf. Ich blicke in das Gesicht des Dombaumeisters. Er war Zisterziensermönch der Abtei Marienfeld (bei Wiedenbrück). Damals gehörte die Abtei zum Bistum Osnabrück. Wir kennen weder Namen noch nähere Einzelheiten. Mit unserem wunderbaren Dom – mit seinem Gesicht – hat der Baumeister sich verewigt.
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Zu Atem kommen – das kann auch dadurch geschehen, sich neue und andere Eindrücke zu verschaffen. Das durfte ich gemeinsam mit vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Weltjugendtag in Polen erleben.
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Die Ferienzeit (inzwischen in mehreren Bundesländern) ermöglicht auch mir als Bischof mehr Zeit des Aufatmens. Visitationen, Firmungen, Konferenzen, Korrespondenzen ruhen eine Zeit lang und der Urlaub von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entschleunigt die Vorgänge. So konnte ich mir in den letzten drei Tagen eine wunderbare Begegnung leisten mit einem Familienkreis aus der Gemeinde, wo ich vor über 25 Jahren Pfarrer war (Fröndenberg/Ruhr).
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Am Montag habe ich im Rahmen der Visitation das Krankenhaus in Bramsche bei Osnabrück besucht, eine Einrichtung im Verbund der Niels-Stensen-Kliniken. Das Krankenhaus hat verschiedene Abteilungen: Innere Medizin (einschließlich Intensivmedizin), Psychiatrie und Psychosomatische Medizin sowie Traditionelle Chinesische Medizin.
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Die Terminfülle einer Visitation ist meistens groß. Aber in diesem Jahr besuche ich das Dekanat Ostfriesland, was schon von Natur aus eine gewisse Entschleunigung mit sich bringt. Die Anfahrt ist recht weit und bietet jemandem wie mir, der nicht selbst am Steuer sitzt, eine Reihe von „Zwischenzeiten“ zum Lesen, zum Schauen, zum Nachholen aufgeschobener Telefonate oder auch schlicht zum Beten. Besonders die Inselbesuche sind von einer eigenen entschleunigten Intensität.
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Wenn es einen mir besonders lieben Ort zum Aufatmen gibt, dann ist es das Kloster Nette am Rande von Osnabrück. In wenigen Minuten bin ich dort – und bin doch zugleich ganz weg aus der Alltagsarbeit des Bistums. Jedes Jahr in der zweiten Adventswoche genieße ich die Ruhe und Schönheit dieses Ortes.
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Damit sie zu Atem kommen – dieses Motto des aktuellen Zukunftsgesprächs in unserem Bistum hat ganz unterschiedliche Facetten. Zu Atem kommen – das geschieht für mich auch dadurch, den Alltag zu unterbrechen, etwas ganz anderes zu tun, was mit Arbeit nichts zu tun. Das habe ich am letzten Freitag zusammen mit Freunden, den „Piepkuchenbäckern“ aus Spelle, getan.