Hoffnungstöne
„Es geht! Anders.“ So heißt das Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion. Gerade angesichts der aktuellen Situation in der Coronapandemie mag dieses Wort Fragen provozieren wie: Geht im Moment überhaupt etwas? Wohin geht es denn? Wer geht mit? Wohin möchte ich?
Die Fastenzeit oder auch österliche Bußzeit ist eine Möglichkeit, solchen Fragen Raum zu geben und sie buchstäblich mit auf den Weg zu nehmen – den Weg auf Ostern zu. Die „Hoffnungstöne“ möchten eine (musikalische) Begleitung anbieten, um für diesem Weg zu ermutigen, denn: „Es geht! Anders.“ Schauen Sie mal wieder vorbei – die Liste wird regelmäßig aktualisiert und in den nächsten Tagen gibt’s musikalische Impulse zu den nächsten Fastensonntagen.
Aschermittwoch – 17. Februar 2021
„Es geht! Anders – zurücktreten, bitte!“
Abstand halten, das gehört seit einem Jahr zu unserem Alltag. Wir sind mittlerweile fast darauf programmiert, einen Schritt zurückzutreten, wenn uns jemand entgegenkommt, und wünschen uns zugleich, es könnte wieder anders sein. Und doch kann uns das Gebot des Abstandshaltens auch an Aschermittwoch inspirieren: Manchmal erkennen wir in der Geschäftigkeit, in den Sorgen und Ärgernissen, den Wald vor lauter Bäumen nicht – oder wiegen uns aus Routine im „Schlaf der Sicherheit“. Wir verlieren uns aus dem Blick und vergessen dabei, uns ganz persönlich zu fragen: „Was tut gut? Was tut weh?“– Wie sehr hilft es da, einfach mal zurückzutreten und Abstand zu gewinnen!?
Erster Fastensonntag – 21. Februar 2021
„Es geht! Anders – umkehren“
Festgefahren!? Mit „immer weiter wie bisher, Kurs halten und volle Kraft voraus“ geht’s nicht mehr weiter. Dass passiert beim Autofahren wie im Alltag jenseits der Straßen. Dann heißt es: anhalten und den Rückwärtsgang einlegen. In verfahrenen Situationen, bei Unstimmigkeiten und Konflikten, ist das nicht immer leicht. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass wir „in all den Trümmern, die zerstreut vor Deinen Füßen liegen“, angenommen sind bei Gott – „gefunden wie verlorene Schafe“. Wie gut, im Vertrauen darauf umkehren zu können!
Zweiter Fastensonntag – 28. Februar 2021
„Es geht! Anders – vertrauen“
Zwischen der Sehnsucht nach „Normalität“, nach Begegnung und Zusammensein und der Unsicherheit, wie die sich die Situation mit der sich ausbreitenden Mutation des Coronavirus entwickelt, mag die Erinnerung daran, dass es Vertrauen auf dem Weg braucht, wirken wie ein billiger Trost. Aber verstehen wir es als Zuruf Gottes mitten hinein in eine unwirtliche Gesamtsituation: „Wer an mich glaubt, sei unverzagt, weil jeder meinen Schutz erfährt.“ Vertraue mir – „du brauchst nur weiter zu gehen“.
Dritter Fastensonntag – 7. März 2021
„Es geht! Anders – durchhalten“
„Wie lange noch?“ – eine beliebte Kinderfrage auf langen Autofahrten, die Eltern manchmal fast in den Wahnsinn treiben kann: Vielleicht ertappen Sie sich in diesen Tagen selbst dabei, wie sie ähnliches fragen: Wie lange noch sind diese Einschränkungen notwendig? Wann können wir uns endlich wieder treffen? Wie lange wird es noch dauern bis wir wieder ins Theater oder Kino gehen können? Oder gar ins Restaurant? – Wir haben einen Gott der sich unseren Fragen, unserem Frust und Unverständnis zuwendet; so dürfen wir zu ihm aus der „Tiefe“ unseres Lebens rufen, ja schreien – „und Diskussionen mit Gott“ anfangen. Womöglich stärkt Gott als Diskussionspartner unser Durchhalten …
Vierter Fastensonntag – 14. März 2021
„Es geht! Anders – sich begleiten lassen“
Wie wertvoll ist die Erfahrung, dass es Menschen gibt, die uns so mögen, wie wir sind! Die uns und unsere Macken bedingungslos ertragen – und wir ihre. Die ungefragt zur Stelle sind, wenn wir sie brauchen. Die uns zurück auf den Boden der Tatsachen holen, wenn wir abzuheben drohen. Die uns motivieren und antreiben, wenn wir gerade unser Ziel aus dem Blick verlieren. Es sind jene Menschen, von denen wir sagen können: „Vieles war so schwer, manches so leicht – irgendwie warst du immer dabei“. Als Christen glauben wir an einen Gott, von dem wir dasselbe sagen dürfen und den wir so bitten können: „Sei mit uns auf unseren Wegen.“
Fünfter Fastensonntag – 21. März 2021
„Es geht! Anders – Pause machen“
Regeneration, ausreichend Erholung ist im Sport wie im Alltag wichtig. „Self Care“ statt Selbstoptimierung. Einen Gang zurückschalten, mal Pause machen und sich selbst etwas Gutes tun: „Ich mach‘ heut‘ frei.“ Einfach mal nicht auf all das schauen, was mal wieder nur fast fertig geworden ist. „Der du unsre Zeit in den Händen hältst“ weißt, dass auch Unfertiges seine Zeit hat. Schenke du uns Momente – und wenn es gut läuft sogar Stunden – der Ruhe und des Friedens in aller Hektik.
Gründonnerstag – 1. April 2021
„Es geht! Anders – Wendepunkt“
In großer Runde zusammensitzen, gemeinsam essen und trinken und dabei erzählen und zuhören – das Leben miteinander teilen. Dass dies im Moment nicht möglich ist, zerrt an den Nerven und kostet Energie. Denn was wir miteinander teilen, das verbindet uns: geteilte Freude und geteiltes Leid, geteilte Sorgen und geteilte Hoffnung, geteilte Krisenzeiten und geteilte Zeiten des Glücks. Miteinander teilen, darum geht es am Gründonnerstag: „Beim letzten Abendmahle, die Nacht vor seinem Tod, nahm Jesus in dem Saale Gott dankend Wein und Brot.“ Jesus setzt ein Zeichen für die Liebe – radikal. Eine Liebeserklärung, die uns antreibt über alle räumliche Distanz hinweg und in die Sehnsucht hinein zu zeigen, „dass es anders geht, dass die Hoffnung lebt.“
Karfreitag – 2. April 2021
„Es geht! Anders – Point of no return“
Nichts geht mehr, nichts ist mehr wie zuvor – eine Rückkehr zum Ausgangspunkt ist ohnehin nicht mehr möglich. Jesus stirbt am Kreuz. „O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn“ – ja, „das Leben ist kurz, das Leben ist schön. Und plötzlich vorbei“. Schonungslos, unzensiert und ohne Kitsch ist die Botschaft vom Karfreitag. Womöglich liegt gerade auch deswegen darin so viel Hoffnung, denn das Leid, der Schmerz und die Frage nach dem Warum wird nicht schöngeredet oder vertuscht. Nur die schlichte Gewissheit: Jesus ist da im Leid, im Tod, in der Krise.
Ostern – 4. April 2021
„Es geht! Anders – Ankunft“
Die Ankunft am Ziel lässt jubeln, und für einen Moment sind all die Anstrengungen vergessen: „Halleluja“! Und doch, nach dem Feiern und Genießen des Erfolgs wird schnell klar: Die geplante Wegstrecke mag geschafft sein, aber ein neues Ziel wartet schon. Ähnlich ist es mit der Auferstehung Jesu, mit der Botschaft von Ostern: Jesus hat durch sein Leben, Sterben und Auferstehen den Tod besiegt, aber damit endet der Weg nicht. Es geht weiter: „Christ fuhr mit Schallen von seinen Jüngern allen. Er segnet sie mit seiner Hand und sandte sie in alle Land“. Der geschenkte Glaube an das Ostergeschehen gibt eine Hoffnung, die dazu ermutigt, von dieser Hoffnung Zeugnis zu geben und Gesellschaft und Kirche mitzugestalten:
„Niemand war fertig,
da war null Frust,
keine aufgestaute Wut,
die jemand abbekommen muss,
dort zählte nicht wo man herkam oder wie man aussah,
sondern was man tat“
Weitere Infos
- Hier geht’s zu vielen weiteren Angeboten für die Fasten- und Osterzeit.
- Hier gibt es detaillierte Infos zur Misereor-Fastenaktion.