Heiliges Jesuskind im Glasdom

Jesuskind im Glasdom
Bild: Diözesanmuseum Osnabrück, Hermann Pentermann

Material: Wachs
Jesuskind 2 cm, Glasdom 7 cm
Klosterarbeit, 19. Jahrhundert

Die Wurzeln der Klosterarbeiten, also die von Ordensschwestern angefertigte Kleinkunst, gehen weit bis zurück bis ins Mittelalter. Sie wurden von den Ordensfrauen zunächst in der Freizeit, dann aber auch zur Sicherung des Lebensunterhaltes und zum Erhalt des Klosters angefertigt. Das Angebot an Klosterarbeiten war sehr groß, je nach Kloster wurden Agnus Dei, Altarpyramiden, Breverl, Fatschenkindl, Primizkronen, Reliquien-Fassungen, Paradiesgärten und die unterschiedlichsten Wachsarbeiten angefertigt und angeboten.

Anfangs verschenkten die Ordensfrauen ihre kleinen Kunstwerke an Personen, die dem Kloster Spenden zukommen ließen, später wurden sie dann in den Klosterläden angeboten und verkauft. Auch heute werden noch in verschiedenen Klöstern die traditionellen Klosterarbeiten hergestellt. Die Vielfalt der für Klosterarbeiten verwendeten Materialien und Techniken ist nahezu unüberschaubar, von Flitter über Goldgespinste und Goldfäden bis hin zu Perlen, Borten und Boullion-Draht, die zusammen mit Brokat, Samt, Seide und Lamé, ein Gewebe mit Metallfäden, Pergament, Wachs, geschliffene Steine, Perlen und Pailletten verarbeitet wurden.
Sehr wichtig waren aber auch die kleinen und großen Wachsformen, mit denen man Jesuskinder, oft in einem Glasdom, Krippenfiguren und Wachsstöcke herstellte.

In einem Südtiroler Kloster könnte auch dieses Heilige Jesuskind im Glasschrein entstanden sein, das eine Osnabrücker Familie mitgebracht hat. Auf einer Wanderung machte die Familie Rast auf einem Bauernhof und entdeckte dabei in einem Nebenraum das Jesuskind. Während des Gespräches mit dem Bauern kam die Familie auch auf das Jesuskind zu sprechen und irgendwann sagte der Bauer, ob die Familie das Kind haben wollte, denn noch nie hätte sich jemand dafür interessiert und sie selbst hätten es auch irgendwann einmal geschenkt bekommen. Gerne und dankbar nahm die Familie das Geschenk an.

Das Jesuskind ist aus Wachs gegossen und mit Farbe bemalt. Das Tuch, auf dem das Jesuskind liegt ist ebenfalls aus Wachs und als Besonderheit, die man nur selten sieht, sind unter dem Tuch ganz dünne, gezogene Wachsbänder zu sehen, die allgemein als „Wachsspagetti“ bezeichnet werden.  Davor wurden noch drei ebenfalls aus Wachs ausgestochene Blumen angefügt.

Der Sinn dieses „Heiligen Jesuskindes“ liegt aber nicht in der Niedlichkeit der Darstellung, sondern in dem Kreuz, das in der linken Hand des Jesuskindes zu sehen ist. Kreuz und Krippe gehören seit Franz von Assisi zusammen und sollen die Gläubigen bereits auf die Leidensgeschichte Jesu hinweisen. Der Biograph des heiligen Franziskus, Thomas von Celano, hat in der Beschreibung der Weihnachtsfeier von 1233 beschrieben, dass Franziskus über der Krippe einen Altar mit einem Kreuz aufgebaut hat, an dem die Eucharistie gefeiert und Krippe, Kreuz und Altar miteinander verbunden wurde. Diese Darstellung, Krippe und Kreuz findet man heute noch in vielen franziskanischen Klosterkirchen und wurde in späterer Zeit auch für Darstellungen, wo nur das Jesuskind zu sehen war, verwendet.

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